Veröffentlicht von Patricia Kaas ist die wohl derzeit populärste französische Sängerin. In modernem Gewand führt sie erfolgreich die große Tradition des französischen Chansons weiter. Wie schon andere Diven (Mariah Carey, Whitney Houston) vor ihr, hat sie sich nun auch als Schauspielerin probiert. An der Seite von Jeremy Irons agiert sie in dem neuen Liebesdrama von Claude Lelouch. Es überrascht wohl niemanden, dass die Kaas die Chance genutzt hat, zur Filmmusik auch eine Reihe von Liedern beizusteuern. Während die Originalmusik von Michel Legrand bislang unveröffentlicht blieb, präsentiert Piano Bar indessen ein Album mit Songs aus und inspiriert vom Film. Mit hauptsächlich englischsprachigen Texten wird offensichtlich ein internationales Publikum anvisiert.
Mit viel Lässigkeit und Stil singt Patricia Kaas die sparsam, aber von Robin Millar wirkungsvoll arrangierten Lieder. Ein bisschen Gitarre, ein paar Klaviertupfer und dezenter Streichereinsatz neben dem obligatorischen Saxophon machen einen Großteil der Instrumentierung aus. Besonders schön gelungen ist die Coverversion von Jacques Brels „Ne quittez pas“, die geschickt modernisiert wurde und deshalb allenfalls Puristen nicht gefallen dürfte. Der Filmbezug ist also über fast das gesamte Album gegeben. Filmbezüge gibt es über die ganze CD verteilt: Mit „The Summer Knows“ erklingt das Hauptthema aus Michel Legrands Oscar-prämierter Filmmusik zu Summer of ’42 als Liedvariante. Und „Un Homme et une Femme“ entstammt dem gleichnamigen Filmsoundtrack von Francis Lai, dessen Love Story auch noch „Where do I begin“ entnommen wurde. Piano Bar ist ein reizvolles, stimmungsvolles Album und dazu eine willkommene musikalische Abwechslung. Natürlich kann man von einem echten Soundtrack in diesem Fall kaum sprechen. Dem Genuss der CD tut dies allerdings keinen Abbruch.