Das erklärte Ziel der konkurrierenden Filmstudios war Anfang der 90er Jahre, das Disney-Monopol in Sachen abendfüllender Zeichentrickfilme zu durchbrechen. Alle diese Versuche scheitert jedoch fast völlig. Filme wie Der Prinz von Ägypten (1998), The Quest for Camelot (1998) oder auch Anastasia erreichten weder zeichnerisch noch inhaltlich die Qualität der Vorbilder. Hinzu kam, dass selbst Disney nicht mehr in der Lage war, an den eigenen Erfolg des König der Löwen (1994) anzuknüpfen. Immerhin ist Anastasia, im Verleih von 20th Century Fox, noch einer der besseren Zeichentrickfilme, die in dieser Zeit im Schatten von Disney in die Kinos kamen. Der Film erzählt die berühmte Legende der russischen Zarentochter, die, nachdem sie in ihrer Kindheit verschleppt wurde, zurückkehrt, um Anspruch auf ihren Thron zu erheben. Die Musik des Filmes besteht zur Hälfte aus Disney-typischen Songs, komponiert von Lynn Ahrens und Stephen Flaherty, sowie der Originalkomposition David Newmans. Die Lieder können nur bedingt überzeugen, da sie dem russischen Lokalkolorit kaum Rechnung tragen und allzu sehr Disney nacheifern.
Die Musik von David Newman beeindruckt hingegen mit packenden Chorälen, festlichen Fanfaren und romantischen Melodien. Dabei verknüpft er russische Folkloreelemente mit großorchestralen Klängen. Besonders mitreißend ist der Choral im Prologue geraten. In der Musik findet Newman aber auch immer wieder ruhige Klänge, etwa um die Liebesgeschichte oder das Wiedersehen Anastasias mit der Großmutter zu untermalen. Dabei greift Newman auf Themenmaterial der Songs zurück und verwebt diese mit seiner Musik zu einer schön gearbeiteten und durchweg gelungenen Partitur. Insgesamt kann sich Anastasia filmmusikalisch durchaus mit einigen Disney-Musiken messen. Der Soundtrack bietet erwartungsgemäß zwar kein innovatives, aber ein immerhin unterhaltsames Hörerlebnis. Für David Newman haben sich die Mühen in jedem Fall gelohnt: Er wurde 1998 mit einer Oscar-Nominierung für die beste Komödienmusik bedacht.