„Überraschender Seitenwechsel“ – Luna

Man begegnet sich immer zweimal im Leben, heißt es genauso schön wie abgedroschen. Die junge Luna hätte sich diese zweite Begegnung wohl am liebsten erspart. Denn Alex, der neue Mitarbeiter in der Gärtnerei, ist genau derjenige, den ihre Clique aus einer Laune heraus auf einer alkoholgetränkten Party gedemütigt und missbraucht hat. Aus Gruppenzwang und um ihrem selbstverliebten Freund Ruben zu gefallen, hat sie sich dazu hinreißen lassen, mitzumachen. Nun steht sie am Scheideweg. Denn die Beziehung zum unzuverlässigen Ruben ist längst gescheitert. Und die unheilvolle Nacht würde sie gerne aus dem Gedächtnis streichen. Und dann ist da die Angst, erkannt zu werden oder die eigene Clique zu verraten. Trotz der Zweifel fühlt sie sich seltsam zu Alex hingezogen.  Doch kann eine Beziehung mit ihm überhaupt eine Zukunft haben?

Die Regisseurin Elsa Diringer erzählt in ihrem Debüt in sonnendurchfluteten Bildern eine im südfranzösischen Montpellier angesiedelte Liebesgeschichte, die vom großen moralischen Dilemma der Hauptfigur überschattet wird. Die Wandlung Lunas von einer Mitläuferin zur eigenverantwortlichen Persönlichkeit verkörpert Laëtitia Clément bruchlos und mit eindrucksvoller Natürlichkeit. Dazu gibt es wunderbare Einzelszenen: Wenn Luna Alex heimlich beim Spiel in einem modernen Blasorchester beobachtet und die spöttischen Akzente der Musik Lunas Wandel ironisch zu brechen scheinen. Oder die ungekünstelte Szene, in der sie endlich den Mut aufbringt, Alex die Wahrheit zu beichten, ist von entwaffnender Ehrlichkeit. Als Zuschauer fiebert man zu diesem Zeitpunkt längst gebannt mit, wohin ihre Reise wohl gehen mag. Und das ist das größte Kompliment, welches man dem so charmanten wie berührenden Erstling von Elsa Diringer machen kann.

(Reihe: Wettbewerb)

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