So glücklich war ich noch nie – Dieter Schleip

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Gleich drei Musiken Dieter Schleips hat Alhambra im Frühjahr 2009 anlässlich der bittersüßen Tragikomödie So glücklich war ich noch nie um einen liebenswerten Hochstapler, der sich in eines seiner Opfer verliebt, auf CD zusammengestellt. Für die titelgebende Musik entwickelt Schleip ein zärtlich-fragiles Klangpanorama, welches entfernt an die Vertonungen des Polen Zbigniew Preisners zu Märchenstoffen wie Fairy Tale oder Der geheime Garten erinnert. Zartes Spiel von Glockenspiel und Harfe über atmosphärischen Streichermelodien und dezent eingesetzte elektronischen Klangflächen – mehr braucht Schleip nicht, um eine eigentümliche, das Treiben des Hochstaplers geschickt ironisierende Vertonung zu erschaffen. Losgelöst von den Bildern hat es die 2009 mit dem Max Ophüls-Filmmusikpreis ausgezeichnete Musik jedoch etwas schwerer. Während das feingliedrige Hauptthema sehr reizvoll geraten ist, wirkt die Komposition letztlich eine Spur zu fragmentarisch und atmosphärisch, um vorbehaltlos überzeugen zu können.

Auch die zweite auf der Alhambra-CD vertretene Musik bleibt dem Thema Hochstapler treu, wobei es sich hierbei um eine Dokumentation aus dem Jahr 2006 handelt, die vier Trickbetrüger porträtiert. Die Musik Schleips zu Die Hochstapler ist abgesehen von der schwungvollen klassizistischen Titelmusik deutlich zurückhaltender, weniger verspielt geraten. Oszillierende Streicher-Ostinati, Violinsoli und überraschende Einschübe von E-Gitarre und Akkordeon bestimmen hier das klangliche Bild. Es mag vermutlich der episodenhaften Natur der filmischen Vorlage geschuldet sein, dass die Musik zu keiner einheitlichen Form findet. Allein von CD gehört, bleibt die zu Suiten zusammengefasste Komposition zumindest vergleichsweise farblos.

Ähnliches gilt auch für die dritte Vertonung der CD: Hat der Motor eine Seele…?,  ein weiterer Dokumentarfilm, stellt das erste Automobilrennen um die Welt von New York nach Paris, das im Jahr 1908 stattfand, in den Mittelpunkt. Erstaunlicherweise löst sich Schleips Arbeit komplett von jeglichem Kolorit hinsichtlich Ort und Zeit des filmischen Sujets. Die melancholische Vertonung arbeitet mit simplen Ostinati und legato-Spiel der Streicher, über denen einzelne Instrumentsoli (z.B. Blechbläser, Violine, E-Gitarre) erklingen. Ein einfaches Motiv hält die Komposition zusammen, bleibt aber insgesamt zu unscheinbar, um diese tragen zu können.

Vor allem bei Die Hochstapler bzw. Hat der Motor eine Seele…? lässt das etwas künstlich anmutende Klangbild spekulieren, welche Teile tatsächlich im Studio eingespielt wurden und welche am Computer unter Einsatz moderner Bibliotheken mit Orchester-Samples entstanden sind. Aufschluss dazu gibt das Begleitheft der CD nicht. Außer der Information „komponiert von Dieter Schleip“ finden sich keinerlei Informationen zur Entstehung der Musik.