Rend – Neal Acree

Eine Welt aus WĂ€ldern, Pilzlandschaften, SĂŒmpfen und eisigen Bergen in einer Zeit nach dem sogenannten Ragnarök, der Sage vom Untergang der nordischen Götter – das ist das Setting fĂŒr das Multiplayer-Online-Rollenspiel Rend, das im FrĂŒhjahr 2019 auf den PC-Markt kam. Die Musik hat der Gaming-erfahrene Neil Acree komponiert, der 2015 fĂŒr Revelation eine der schönsten Videospiel-Musiken der jĂŒngeren Vergangenheit geschaffen hat. Rend fĂŒhrt den Hörer in die archaische Welt der nordischen Sagen, die auch der erfolgreichen TV-Serie Vikings als Hintergrund diente. Im Stil lehnt sich Acree sehr stark an die Vertonungen von Trevor Morris an. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass mit Einar Selvik von der skandinavischen Band Wardruna genau derjenige SĂ€nger fĂŒr die VokalstĂŒcke gewonnen werden konnte, der auch bei Vikings bereits maßgeblich zur speziellen AtmosphĂ€re der Musik beitrug. Und so werden sich Vikings-affine Hörer bei Rend schnell zu Hause fĂŒhlen, wenn Selvik neben der SĂ€ngerin Celica Soldream gleich in mehreren StĂŒcken mit seinem markanten kehligen Gesang auftritt. Doch Neil Acree ist im Gegensatz zu Trevor Morris viel stĂ€rker darum bemĂŒht, thematische Akzente zu setzen. So gibt es ein markantes vorwĂ€rtsdrĂ€ngendes Hauptthema, das im Verlauf zahlreiche Variationen durchlĂ€uft.

ZielgruppengemĂ€ĂŸ orientiert er sich auch ein wenig an den beliebten elektronisch-orchestralen Fantasy-Musiken von Ramin Djawadi (The Great Wall, Game of Thrones), denen er in den poppigen Trommelrhythmen (Main Theme, World Tree) und den etwas abgedroschenen Chor-EinsĂ€tzen (The Hunt, The Roots Of Yggdrasil) spĂŒrbar nacheifert. Doch die Musik zu Rend allein darauf zu reduzieren, wĂ€re falsch. Denn Acree setzt sie mit erstaunlichem Aufwand in Szene: DafĂŒr spricht allein schon die liebevolle Instrumentierung, die durch die Verwendung von Hardangerfiedeln, Gambe, irischem Dudelsack oder Nyckelharpa (ein spezielles Streichinstrument aus dem Mittelalter) ein stimmiges Mittelalter-Flair erzeugt. Dass die Musik am Ende trotz unbestreitbarer QualitĂ€ten dennoch nicht vollends ĂŒberzeugt, liegt aber nicht allein an der NĂ€he zu den populĂ€ren Vorbildern. Es ist auch der grundsĂ€tzliche Mangel an musikalischer Dramaturgie, der zum Problem wird. Die grimmige Ernsthaftigkeit der Komposition verleiht dem Survival-Game zwar eine ĂŒberzeugende AtmosphĂ€re, lĂ€sst es aber auf Dauer an Abwechslung und SubtilitĂ€t vermissen.

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