Junge Filmkomponisten, die sich in Hollywood etablieren möchten, sind häufig gezwungen innerhalb nur eines Genres zu arbeiten. Bestes und jüngstes Beispiel ist dafür wohl Marco Beltrami, der Mitte der 90er Jahre mit der Scream-Reihe und The Faculty erfolgreiche Horrorfilme vertonte und seitdem trotz großer Ambitionen in dieser Schublade feststeckt. Dass es auch anders geht, beweist der vielseitige Edward Shearmur. Der junge Komponist hat bereits für sehr unterschiedliche Stoffe die Vertonung geschaffen: Zu seinen Arbeiten zählen Dramen (Die Flügel der Taube, Jakob der Lügner), Horror/Fantasy (Species II, Reign of Fire), Action (Charlies Angels I und II), Abenteuer (Monte Christo) und Bond-Parodie (Johnny English). Mit der Liebeskomödie Laws of Attraction (Pierce Brosnan und Julianne Moore spielen die Hauptrollen) beweist der Allrounder nun auch ein Händchen für leichte, komödiantische Stoffe.
Die Geschichte dreht sich um zwei Scheidungsanwälte, die im Gerichtssaal aufeinandertreffen und zwecks eines Streitgegenstandes (eine alte Burg) nach Irland reisen müssen, wo sie sich prompt ineinander verlieben. Dementsprechend mischt Shearmur irische Folklore (ein kleines Ensemble bestehend aus Uillean Pipes, Mandoline, Fiedel und Whistle kommt zum Einsatz) mit dem Spiel des renommierten London Metropolitan Orchestra. Herausgekommen ist eine reizvolle kleine Filmmusik, die mit dezenten Jazzeinflüssen versehene Komödienstandards geschickt mit dem Lokalkolorit Irlands vermengt. Garant für die charmante Wirkung der Komposition ist die für eine Komödienvertonung keineswegs selbstverständliche Detailarbeit. Das schöne Hauptthema (zum ersten Mal im „Main Title“ zu hören) wird von Shearmur geschickt variiert und durch die farbige, abwechslungsreich gestaltete Orchestrierung mit prominentem Einsatz der Klarinette in zahlreichen Soli veredelt. Eine zweite hübsche Melodie (in „Idyll“ vom Klavier vorgetragen) dient dazu als eine Art Liebesthema. Besonderen Pfiff erhält die Komposition dadurch, dass Shearmur beide Themen raffiniert in die folkloristischen Stücke überträgt und seine Partitur damit besonders kohärent erscheinen lässt.
Mit Laws of Attraction hat das US-Label La-La Land Records eine sympathische Komödienmusik veröffentlicht, die zwar keine besonderen Innovationen bereithält, aber über die rund 40 Minuten Spielzeit des Albums prima unterhält und damit nicht nur für Romantiker ein kleiner Geheimtipp sein dürfte.