The Last September – Zbigniew Preisner

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War Aberdeen (2000) für Zbigniew Preisners Verhältnisse eine fast ungewohnt leichte Komposition, so kehrt er mit der im selben Jahr entstandenen Partitur für den Film The Last September zu den spröde-kargen Klangwelten zurück, die ihn in der Zusammenarbeit mit dem leider verstorbenen polnischen Regisseur Krzystof Kieslowski berühmt gemacht haben. Das Gesellschaftsporträt von Deborah Warner erzählt von den letzten Tagen britischer Herrschaft in Irland. In Mittelpunkt steht eine aristokratische Familie, die zwischen die Fronten des Kampfes von IRA und britischer Armee gerät – aber trotzdem versucht, ihren traditionellen Lebensstil weiterzuführen. Ihre Zeit ist aber längst abgelaufen.

Die melancholische Musik von Zbigniew Preisner, die überraschend auf jeden Lokalkolorit verzichtet, wird gleich im ersten Stück der CD in einer knapp neunminütigen Suite schön zusammengefasst. Die Orchestrierung bleibt Preisner-typisch spärlich. Streicher, Holzbläser, Gitarre, Harfe und Klavier erzeugen fragile wie entrückte Klanggebilde. Das einzige echte Thema wird von Klavier und Cello vorgestellt („The Tennis Party“). Der Rest der Musik lebt von musikalischen Andeutungen, fragmentarischen Ideen, wie man sie schon von früheren Preisner-Musiken kennt.

Und darin liegt auch das Problem der im Prinzip grundsoliden Arbeit. Während Aberdeen eine gewisse Weiterentwicklung erkennen lässt, tritt Preisner mit The Last September auf der Stelle. Die Qualität der „Drei Farben“-Trilogie oder der Veronika-Musik kann er dabei zu keinem Zeitpunkt erreichen. Im Grunde reicht sogar die einleitende Suite als gelungene Zusammenfassung völlig aus. Da ist dann auch die Frage erlaubt, warum die recht kurze CD-Einspielung nicht um andere bislang unveröffentlichte Preisner-Musiken ergänzt wurde. Man denke da nur an die schöne Partitur zu The Island on Bird Street, für die der Pole 1997 mit dem silbernen Bären geehrt wurde. So ist The Last September nur Preisner-Sammlern zu empfehlen. Als Einstieg in das Werk des Komponisten sind z.B. Aberdeen, The Secret Garden (1993) oder Drei Farben: Blau (1993) vorzuziehen.