Quantum of Solace – David Arnold

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Die Frischzellenkur, die dem Agenten ihrer Majestät, James Bond, vor drei Jahren mit Casino Royale verpasst wurde, ging damals an der Filmmusik von David Arnold praktisch spurlos vorüber. Kein Wunder, denn der gebürtige Brite hatte bereits mit Der Morgen stirbt nie – Tomorrow never dies 1997 den Superhelden musikalisch in ein zeitgemäßes Gewand gekleidet und damit für das neue Jahrtausend gewappnet. Der Mix aus Orchestralem und den unermüdlich vorantreibenden (und oftmals rein elektronisch erzeugten) Rhythmen war zweifellos ein stilistischer Wegweiser bis heute, der nicht zuletzt auch John Powells Vertonung der Bourne Identity-Reihe mit Matt Damon maßgeblich als Vorbild diente. Und an dieser Reihe orientieren sich nun wiederum ausgerechnet die 007-Filme mit Daniel Craig in der Hauptrolle. So auch Quantum of Solace – Ein Quantum Trost, der vom Schweizer Marc Forster (Drachenläufer) mit ganz ähnlicher Schnitttechnik und viel Rasanz inszeniert wurde. Herausgekommen ist der bislang mit Abstand kürzeste Film der Serie. Die Ingredienzien eines typischen Bond-Films hat Forster kräftig durchgeschüttelt und verrührt: Weggefallen sind z.B. etwa obligatorische One-Liner wie „Mein Name ist Bond, James Bond“, die technik-verspielten Bond-Gadgets oder der Besuch bei Miss Moneypenny. Und auch der Bösewicht will diese Mal nicht etwa die Welt beherrschen, sondern ist „lediglich“ ein mondäner Firmenboss der globalisierten Wirtschaftswelt, der sich die Wasserreserven in Bolivien unter den Nagel reißen will. So viel (wenngleich natürlich nicht in allerletzter Konsequenz verfolgte) Realitätsbezüge und so viel Abkehr von etablierten Traditionen war manchem Kinogänger und Kritiker eindeutig zu viel des Guten, so dass Ein Quantum Trost zum Teil gar beschienen wurde, kein echter Bond-Film mehr zu sein.

Wenig geändert hat sich hingegen bei der mittlerweile fünften Bond-Vertonung unter der Ägide David Arnolds, bei der wie gehabt Nicholas Dodd als Dirigent und Orchestrator fungierte. Man hört der Musik an, wie viel Routine Arnold inzwischen im Genre entwickelt hat. Vor allem im ersten Drittel des Filmes vertont er die pausenlose Leinwand-Action mit zwar altbekannten, aber doch ordentlich instrumentierten Action-Piecen, die mit den üblichen Bond-Stilismen versehen sind. Erst wenn die Handlung 007 nach Bolivien verschlägt, erhält Arnolds Vertonung mit dem Einsatz lateinamerikanischer Instrumente (u.a. Gitarre, Panflöte und ethnische Perkussion) eine folkloristische Färbung und damit auch eine dringend benötigte stilistische Abwechslung. Thematisch bleibt die neue Bond-Musik dabei ziemlich schwachbrüstig: Da Ein Quantum Trost eine direkte Fortsetzung von Casino Royale ist, tauchen auch die Themen bzw. Motive aus ersterem Film hier wieder auf. Ein starker neuer melodischer Einfall, der die Musik in besonderer Weise zu prägen vermochte, fehlt aber leider völlig. Wie bei den späten Bond-Musiken von John Barry entsteht auch bei den Musiken von David Arnold in der Agentenserie inzwischen der Eindruck einer gewissen Standardisierung. Aber dennoch: Wenn man die circa 57 Minuten an Originalmusik etwas strafft, erhält man einen flotten, solide unterhaltenden Bond-Score, der abgesehen vom beschriebenen Mangel an neuen Themen kaum schwächer als seine Vorgänger ist. Weniger Gutes lässt sich hingegen über den Titelsong „Another Way to die“ von Jack White & Alicia Keys berichten: Ursprünglich sollte Amy Winehouse singen, die aber durch ihre Drogenexzesse ausfiel. Der Ersatz orientiert sich am Rhythm & Blues (kurz R&B), wie er dieser Tage öfters die Musikcharts bevölkert, offenbart aber trotz markanter Rhythmik vor allem das mäßige Gesangstalent des Duos White & Keys.

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