
Die Zeiten ändern sich, das gilt auch für das abgelegene nordmazedonische Dorf in DJ Ahmet: Dort lebt der 15-jährige Ahmet (Arif Jakup), der unter den strengen Augen seines muslimischen Vaters die Schafe hütet. Sein kleiner Bruder Naim spricht seit dem Tod der Mutter kein Wort mehr. Beide Geschwister teilen die Liebe für Tanz & Musik. Eines Nachts stößt Ahmet mitten im Wald auf eine illegale Technoparty. Doch geheim bleibt das nicht: Denn seine Schafsherde ist ausgebüxt und mischt sich ebenfalls unter die ausgelassen Feiernden. Eines der Tiere verschwindet dabei und taucht plötzlich mit pinkem Fell wieder auf. Die Schafsdisco geht viral, aber zunächst hat Ahmet Glück: Sein religiöser Vater kennt kein TikTok, wie ihm die rebellische Aya, gerade aus Deutschland zurückgekehrt, erklärt. Das junge Mädchen, das mit ihren Freundinnen für ein traditionelles Fest Dance-Moves à la Shakira einübt, leidet ebenfalls unter ihrer strengen Familie. Denn sie ist nur aus einem Grund im Dorf: Sie soll, wenn es nach dem Willen ihrer Eltern geht, mit einem jungen Mann aus der Gemeinschaft zwangsverheiratet werden.
Doch Ahmet und Aya lassen sich davon nicht beirren. Kurzerhand befestigt Ahmet Lautsprecher an seinem Trecker, sodass die jungen Frauen auch weiterhin ihre Choreografie proben können. Und so hallen plötzlich moderne Tanzrhythmen durch die grünen Hügel der nordmazedonischen Landschaft. Ahmet und Aya kommen sich langsam näher, aber natürlich zeigen beide Familien für diese zarte Bande nur wenig Verständnis. Die Hochzeitsvorbereitungen laufen unverändert weiter und Ahmets Vater hat langsam genug vom Treiben des einfallsreichen „Trecker-DJs“. Schnell wird klar, dass jeder Millimeter Veränderung in dieser traditionellen Dorfgemeinschaft hart erkämpft werden muss.
Georgi M. Unkovski lässt in seinem Debütfilm Tradition und Moderne mit sanftem Humor aufeinanderprallen. Der technische Fortschritt lässt sich auch weit abseits der großen Städte nicht aufhalten. Besonders drollig wird das beim unbeholfenen Muezzin sichtbar, der beim Versuch, das Mikrofon am Minarett mit einem Windows-PC zu verbinden, viel mehr über die Lautsprecher sendet, als eigentlich beabsichtigt. In Ahmets und Ayas Kampf um ihre Zukunft spart der Film allerdings die ganz großen Härten aus, auch wenn das dramatische Finale an der Moschee durchaus andeutet, dass mit den Dorfoberen im Zweifelsfall nicht zu spaßen ist. Doch explizit zu sehen bekommt man das nicht. DJ Ahmet beeindruckt stattdessen mit pittoresken Landschaftsaufnahmen. Die leuchtenden rotblauen Gewänder der jungen Frauen bilden einen farbenprächtigen Kontrast zum kargen Grün der Berge. Und das pinke Schaf wird zu einem augenzwinkernden Symbol für das Anderssein, und das Ausbrechen aus starren Strukturen. Natürlich ist das vom Drehbuch auch clever arrangiert, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen: der niedliche, vom Tod der Mutter traumatisierte Junge, der exakt in dem Moment seine Sprache wiederfindet, in dem sich die Situation zuspitzt. Dazu die zarte, eher unwahrscheinliche Liebesbande zwischen dem zersausten Schafhirten und der bildschönen Aya oder die berührende Aussöhnung der Brüder mit ihrem harmerfüllten Vater. Doch der sympathische Film tappt dabei zu keinem Zeitpunkt in die Kitschfalle, verfolgt seine Erzählstränge mit einer luftigen Leichtigkeit, die Figuren und Handlung viel Raum zum Atmen gibt. Besonders gelungen ist in dieser Hinsicht auch das unsentimentale Ende, das die Erwartungen an einen Feelgood-Movie wie diesen geschickt unterläuft.

So ist es kein Wunder, dass DJ Ahmet auf vielen internationalen Filmfestivals zum Publikumshit avancierte und dabei auch den ein oder anderen Preis abräumte. Beim Braunschweig International Filmfestival waren es derer sogar gleich zwei. Die Tragikomödie gewann sowohl den Jury- als auch den Publikumspreis. Vielleicht ist das ein klein wenig zu viel der Ehre. Aber irgendwie auch verständlich: Denn so leicht ist es gar nicht, sich dem unverbrauchten Charme des pinkfarbenen Schafes zu entziehen.






