Crouching Tigger, Hidden Dragon – Tan Dun

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Ang Lee’s bildgewaltiges Chinaepos Crouching Tiger, Hidden Dragon ist vermutlich der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung der letzten Jahre, in der das asiatische Kino eine ganze Reihe von internationalen Erfolgen erreichen konnte und den amerikanischen Film mitgeprägt hat (man denke nur an die Kampfsportszenen in Die Matrix). Nicht weniger gelobt als der Film wurde seine Musik, die vom Chinesen Tan Dun komponiert wurde. Dun schreibt in seiner Heimat hauptsächlich für den Konzertsaal. Zuletzt ist er hierzulande mit der Millenium Symphony (ebenfalls bei Sony Classical erschienen) in Erscheinung getreten. Seine bislang einzige Filmmusik war der Mistery-Thriller Fallen (1998) von Gregory Hoblit. Die neue Partitur, die 2001 mit dem Oscar geehrt wurde, steht erwartungsgemäß ganz im Zeichen der asiatischen Musiktradition. Als Cellist konnte Yo-Yo Ma gewonnen werden, der schon 1997 für John Williams bei Sieben Jahre in Tibet virtuos musiziert hatte. Das von ihn im Solo dargebotene Hauptthema (Crouching Tiger, Hidden Dragon) ist eine noble würdevolle Melodie, die Dun raffiniert in seiner Musik verarbeitet. Die Kampfszenen werden mit effektvoller Percussion, eingespielt vom Shanghai Percussion Ensemble, untermalt.

Ein beeindruckender Höhepunkt ist das mysteriöse „Through the Bamboo Forest“, in der Dun geschickt ein Gefühl von Vorahnung erzeugt, langsam die Dramatik steigert, und sich dann in „The Encounter“ entladen lässt. Doch anders als genreüblich, bleibt Dun in seiner Komposition erstaunlich zurückhaltend und setzt das Orchester so nuanciert wie präzise ein. Seine packende Arbeit lebt von den wunderschönen Cellosoli, stimmungsvollen Klangbildern und einer für unsere Ohren exotischen Orchestrierung. Während Crouching Tiger, Hidden Dragon im ersten Höreindruck zu sehr musikalischen Klischees verhaftet zu sein scheint, gewinnt die gut zusammengestellte Einspielung mit jedem Hördurchgang.

Den Abschluss der CD bildet der seichte Song „A love before Time“ (gesungen von CoCo Lee in englisch und Mandarin), der im Vergleich zur Komposition von Tan Dun erschreckend banal ist. Crouching Tiger, Hidden Dragon gehört zusammen mit The Cell von Howard Shore und On the Beach von Christopher Gordon zu den faszinierendsten und schillerndsten Filmmusiken des Jahres 2000.