Zodiac – David Shire

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Es ist wohl das überraschendste filmmusikalische Comeback des Jahres: David Shire, dessen größte Erfolge mit seinen Vertonungen zum Katastrophenfilm Die Hindenburg (1975), Die Unbestechlichen (1976) und Return to Oz (1985) bereits über zwanzig Jahre zurückliegen, wurde von David Fincher verpflichtet für den neuen Thriller Zodiac – Die Spur des Killers die Musik zu schreiben. Eine wahrlich erstaunliche Wahl, denn der inzwischen 70jährige war in den letzten beiden Jahrzehnten fast ausschließlich fürs Fernsehen tätig und seine letzte Arbeit vor Zodiac stammt aus dem Jahr 2004. Viele Gründe also, um der neuen Spannungsmusik zum Fincher-Thriller um einen Serienkiller, der San Francisco in den 60er und 70er Jahren heimsucht, mit großen Erwartungen entgegenzusehen.

Shire knüpft mit seiner düsteren Vertonung beinahe nahtlos an seine früheren Werke aus den 70er Jahren wie Der Dialog – The Conversation (1974) und The Taking of Pelham 1-2-3 (1974) an (einige Zodiac-Szenen wurden ursprünglich sogar mit Klavierstücken aus The Conversation unterlegt – ein Umstand, der zum Engagement Shires führte!). Auf den Hörer kommt deshalb eine spröde, ökonomisch instrumentierte Spannungsmusik zu, deren musikalische Ästhetik kaum ferner von aktuellen Genre-Vertonungen des US-Kinos wie z.B. The Sentinel etc. sein könnte. Für knapp 160 Minuten Film entstanden nur 35 bis 40 Minuten Originalmusik, ebenfalls ein Indiz für den ungewöhnlichen, zurück in die 70er Jahre gehenden Vertonungsansatz. Die Musik ist besetzt für ein kleines Streichorchester, das hier und da um einzelne Soloinstrumente (z.B. Trompete & Gitarre) ergänzt wird. Dazu treten ruhige Klavierpassagen, die unmittelbar an The Conversation anknüpfen und offenbar die beim Drehen verwendeten Stücke ersetzen.

Zodiac macht es dem Hörer allerdings nicht gerade leicht. Die Musik ist kühl und unscheinbar gehalten. Sie besitzt keine unmittelbar einprägsamen Themen. Zu melodisch durfte es schon allein auf die Vorgabe Finchers hin nicht zugehen, wie zwei genau aus diesem Grund abgelehnte Klavier-Demos (die als Bonus neben einem kurzen Dialog zwischen Fincher & Shire auf der Varèse-CD angehängt sind) belegen. David Shire arbeitet vielmehr mit Texturen und Motiven, die er mit dem Können des Routiniers geschickt verarbeitet. Dabei gibt es raffinierte Spannungstücke wie zum Beispiel „Graysmith Obsessed“ mit einem originellen Zusammenspiel von gezupften Streichern und Klavier, aber immer wieder auch eher statische Streichermotivik (z.B. gleich das Eröffnungsstück „Aftermaths“), die eine stärker atmosphärische Funktion einnimmt.

So wirkt die Zodiac-Vertonung bisweilen trotz der schwermütigen Grundatmosphäre ein klein wenig zerfahren, erreicht insgesamt nicht den Pfiff der genannten Vorbilder aus den 70er Jahren. Dennoch lohnt die nostalgische Reise in die Vergangenheit. Eine subtile, sympathisch unprätentiöse Vertonung, die das Einhören lohnt, ist Shire nämlich auf jedem Fall gelungen. Und natürlich ist es auch schön, den Namen des Komponisten wieder in großen Lettern auf der Kinoleinwand zu lesen. Bleibt am Ende nur noch zu hoffen, dass Shire mit Zodiac von den Filmstudios auch für andere Projekte wiederentdeckt wird und diesem Engagement noch viele weitere folgen werden.