The Last Samurai – Hans Zimmer

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Die Schrecken des amerikanischen Bürgerkriegs und dem nachfolgenden Massenmord an den Indianern haben den Captain Nathan Aldren (Tom Cruise) zum Zyniker und Säufer gemacht, der 1876 mit einer albernen Wild-West-Show durchs Land tingelt. Er nimmt den Auftrag an, in Japan nach westlichem Vorbild eine Armee aufzubauen, die gegen die Samurai kämpfen soll. Die traditionsbewussten und nach einem strengen Ehrenkodex lebenden Ritter stehen der Öffnung und dem Anschluss Japans an den westlichen – kapitalistisch orientierten – Markt ablehnend gegenüber. Damit versperren sie in den Augen der Ratgeber des wankelmütigen Kaisers die Entwicklung Japans in die Moderne und werden zum erklärten Feind des Regenten. In einer fatalen Schlacht wird Aldren Gefangener der Samurai und in ein idyllisch gelegenes Bergdorf gebracht. Dort lernt er die fremde Kultur kennen und schätzen. Er wechselt die Seiten und reitet schließlich sogar mit den Kämpfern in den sicheren Untergang der finalen Schlacht gegen die Regierungstruppen. Denn diese sind den Samurai mit ihren Feuerwaffen hoffnungslos überlegen.

Mit dem Japan-Epos The Last Samurai hat Edward Zwick eine Art asiatische Der mit dem Wolf tanzt-Variante geschaffen, die als schön bebildertes und mit Liebe zum Detail ausgestattetes Historienkino glänzt. Über weite Strecken unterhaltsam und spannend inszeniert, wird das Vergnügen allerdings durch eine übermäßige Verklärung der Samurai (der ehrenvolle Tod auf dem Schlachtfeld wird zu keinem Zeitpunkt hinterfragt) und im letzten Drittel durch das etwas dick aufgetragene Heldenpathos ein wenig getrübt. Doch am Ende überwiegen die positiven Aspekte, die prächtigen Schauplätze, die eindrucksvolle Schlacht (mit nur sehr dezent eingesetzten Computertricks) oder die behutsam und humorvoll (wenngleich oberflächlich) in Szene gesetzte Annäherung Aldrens an die Kultur der Samurai.

Hans Zimmers musikalischer Beitrag dazu ist ein stimmungsvoller, atmosphärischer Klangteppich, der in den Schlachtsequenzen von stampfenden Rhythmen mit der Media Ventures-üblichen schlichten Motivik aufgebrochen wird. Sehr klangschön – trotz einfacher Machart – setzt Zimmer die Annäherung Aldrens an die Welt der Samurai um. Zurückhaltend und einfühlsam erklingen über flächigen Synthie- und Streicherklängen, zarte Soli japanischer Instrumente wie Koto, Shakuhachi. Aber auch Cello, Harfe und Flöte aus dem traditionellen westlichen Orchester sind zu hören. Diese ruhigen Stücke sind zwar einfach gestrickt, machen in ihrer Zurückgenommenheit aber zumindest filmdramaturgisch Sinn. Anderes sieht es schon in den Schlachtszenen aus. Hier begegnet dem Hörer die altbekannte Media Ventures-Rhythmik, deren Herkunft auch eine ganze Garnison wuchtig klingender Taiko-Trommeln und markige Schlachtrufe nicht verbergen können.

Vor allem die schlichte Handhabung des asiatischen Kolorits erstaunt. Zeigte Zimmer in seinen Afrika-Musiken The Power of One (1992) und König der Löwen (1994) noch einen geschickten Umgang mit der Folklore, bleiben die ethnischen Einflüsse hier auf die Verwendung landestypischer Instrumente, banaler Rhythmusschemata (die immer wieder in Media Venture-Sounds münden) und einfacher Motive beschränkt. Immerhin ist das pathetische Hauptthema recht hübsch geraten. Auch wenn es nicht die Qualitäten des ähnlichen Themas aus Beyond Rangoon (1994) besitzt und sich auch nicht mit dem Gladiator (2000) messen kann, prägt es sich dennoch beim mehrmaligem Hören gut ein.

Damit entsteht eine Art Japan-Variante des Gladiators mit einem kräftigen Schuss Beyond Rangoon in den ruhigen Passagen. Doch auch aus James Newton Howards Waterworld hat Zimmer geliehen: Das Harfenmotiv aus „Swimming“ und das Bösewicht-Thema aus „Deacon’s Speech“ erklingen hier in leicht variierter Version.
Doch bei aller Kritik ist The last Samurai ein gut fließendes, schön klingendes Album. Unter diesem Aspekt werden auch die positiven Besprechungen der CD in den Staaten und die Golden Globe-Nominierung verständlich. Doch diese Lorbeeren sollten nicht irreführen. Mehr als ein nettes Souvenir zum Film bietet der Zimmer-Score nämlich nicht.