I have never forgotten you – Lee Holdridge

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Der Amerikaner Lee Holdridge ist in der Signature Reihe von Intrada ein alter Bekannter. Bereits seine eher mittelprächtigen Vertonungen zu East of Eden und Explorers – A Century of Discovery aus den 80er Jahren fanden Eingang in die Reihe. Mit seiner Arbeit zur Dokumentation I have never forgotten you – The Life and Legacy of Simon Wiesenthal über den Holocaust-Überlebenden und späteren Alt-Nazis nachspürenden Simon Wiesenthal widmet sich nun eine weitere CD einer jüngeren Arbeit des Komponisten aus dem Jahr 2007.

Beim Namen „Simon Wiesenthal“ mag es bei manchem Leser nicht nur in historischer, sondern möglicherweise auch in filmmusikalischer Hinsicht in den Ohren klingeln: Bill Conti hat nämlich bereits 1993 eine Fernsehbiographie über den berühmt gewordenen Österreicher mit einer eindringlichen, allerdings übermäßig an Barbers Adagio for Strings angelehnten Vertonung begleitet. Derartiges Borgen bei großen Vorbildern fehlt in der neuen Holdridge-Musik. Überlegen ist seine über 70minütige, rein sinfonische Komposition deshalb aber noch lange nicht. Dafür badet sie ein wenig zu andächtig und melodramatisch in einem über weite Strecken gleichförmigen Streicherwohlklang, der im Wechselspiel der Begleitstimmen von Klavier, Harfe und Holzbläsern mehr ermüdend denn besonders einnehmend wirkt. Überraschend ist allein, wie wenig der Amerikaner das beim Thema eigentlich doch nahe liegende hebräische Kolorit einsetzt. Zwar zitiert er das polnisch-jüdische Volkslied Mayn Shtetele Belz als auch eine traditionelle Sabbath-Melodie. Doch eine echte folkloristische Färbung erhält seine Komposition dadurch nicht. Dies enttäuscht umso mehr, da auch Haupt- und Liebesthema unscheinbar ausfallen und die mitunter doch etwas uninspiriert vor sich hinplätschernde Musik keinesfalls zu tragen vermögen.

So ist I have never forgotten you eine formidable Routinearbeit: Passabel, aber nicht bemerkenswert orchestriert, zugleich melodisch gefällig, ohne nachhaltig zu beeindrucken – unterm Strich also weder sonderlich schlecht noch besonders gut. Eine durchschnittliche Fernsehmusik unter vielen. Dabei stellt sich die Frage, ob dem Leben von Simon Wiesenthal damit wirklich Gerechtigkeit erfährt oder sein Andenken nicht doch nur quotenbringend in melodramatischer Tranigkeit ertränkt wird. Vielleicht spricht allein das einmal mehr im Begleittext bemühte Klischee vom Nazi-Jäger (das Wiesenthal zeitlebens nicht gemocht hat), Bände. Doch das eröffnet natürlich eine ganz andere Diskussion.

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