Frederik Wiedmann – Field of Lost Shoes

Und noch ein Deutscher Filmkomponist in Hollywood: Der gebürtige Stuttgarter Frederik Wiedmann ist derzeit drauf und dran, im US-Kino Fuß zu fassen. Nachdem er seine Karriere als Vielschreiber in der zweiten Reihe mit genretypischer Horror-Dutzendware wie The Hills run Red, Mirrors 2 und dem dritten Hostel-Teil startete und zuletzt für die animierte Green Lantern-Serie verantwortlich zeichnete, durfte er nun erstmals einen ernsten Dramenstoff vertonen: das Bürgerkriegsdrama Field of Lost Shoes um die Schlacht von „New Market“ im Mai 1864. Sein lang gehegter Traum sei es gewesen, einmal eine epische, dramatische Filmmusik im großen Stil komponieren zu dürfen, schreibt Friedmann sinngemäß im Booklet der CD von La-La Land-Records. Und listet dazu gleich seine Vorbilder: von John Barry über James Horner hin zu Jerry Goldsmith und James Newton Howard. Tatsächlich ist die Arbeit des Jung-Komponisten eine süffige sinfonische Filmmusik, zu deren Liste an Inspirationsquellen man vor allem The Patriot/Saving Private Ryan von John Williams und Band of Brothers von Michael Kamen hinzufügen sollte.

Mit unbestreitbarem Hang zum Pathos und einer klaren, mitunter vielleicht eine Spur zu plakativen Tonsprache bestreitet Wiedmann daher vor allem vertrautes musikalisches Terrain: Kein Klischee des Genres wird ausgelassen: die Militär-Rhythmik, wehklagende Soli der Streicher, der Trauer-Choral, das Spiel der Fiedel und natürlich auch die Trompete als triumphierendes Fanal. Zugleich verknüpft Field of Lost Shoes stilistisch sinfonische Filmmusik im Stile der genannten Vorbilder mit derzeit gängigen Vertonungsschablonen im Action-Genre, wie man sie aus dem Umfeld von Hans Zimmer bzw. vorangegangenen Arbeiten des Komponisten kennt. Vor allem durch die geschickte Ausbalancierung beider Welten gelingt Friedmann eine Filmmusik, die allen Vorbildern und Querbezügen zum Trotz weder zu abgedroschen noch zu modern für das historische Thema anmutet (ausgenommen vielleicht der brachialen Ostinati im Schlachtentableau Storming the Hill). Das eingängige elegische Hauptthema – im Main Title vom Chor begleitet – dient der Partitur als roter Faden. Für die tragische Romanze einer der Hauptfiguren schuf Wiedmann als zweites stützendes Element der Partitur ein zart-melancholisches Liebesthema, welches in Love at First Sight vom Klavier eingeführt wird und im düsteren Aftermath das jähe Ende der jungen Liebe signalisiert. Beide Themen durchziehen die Komposition in einfachen, aber durchaus klangschönen Variationen. Zugegeben: Field of lost Shoes ist sicher keine große oder besonders anspruchsvolle Filmmusik und manche zu lesende Lobeshymne im Internet erscheint regelrecht übertrieben. Und natürlich ist es auch eine Frage des individuellen Geschmacks, ob man die Zugeständnisse an den Zeitgeschmack (wie das auffallend digital nachbearbeitete Klangbild) tolerieren mag oder nicht. Dennoch unterhält die Musik mit ihrer klangschönen Melodik aber über weite Strecken überraschend gut. Sie unterstreicht das unbestreitbare Potential Wiedmanns, das sich in Ansätzen bereits bei seinen Green Lantern-Vertonungen andeutete. So oder so: Der junge Deutsche empfiehlt sich für höhere Aufgaben und liefert mit Field of lost Shoes eine überaus respektable Visitenkarte ab.

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