Bobby Jones – Stroke of Genius – James Horner

Eine neue Filmmusik von James Horner gehört wahrlich nicht mehr zu den Dingen, denen besondere Beachtung oder Aufregung geschenkt wird. In den vergangenen Jahren präsentierte sich der Komponist mit unzähligen, voller Selbst- und Fremdzitaten strotzenden Partituren als bloßer Schatten seiner selbst. Sein Output reihte eine austauschbare, uninspirierte Arbeit an die nächste – und das trotz einer (unberechtigten) Oscar-Nominierung für The House of Sand and Fog (2003) sowie der stetigen Präsenz im Hollywoodgeschäft. Daran vermag auch die neueste Musik Horners wenig zu ändern. Bobby Jones – Stroke of Genius gehört zu der Kategorie Kino, das traditionsgemäß im guten alten Europa kaum einer sehen will – der des Golffilms. Erzählt wird die idealisierte Lebensgeschichte der amerikanischen Sportlegende Bobby Jones (1902-1971), die bei Wettkämpfen in den USA, aber auch in Schottland beim berühmten Turnier von St. Andrews große Erfolge feierte, schließlich aber mit nur 28 Jahren ihre Karriere an den Nagel hängte.

Horners Vertonung wirkt wie eine nahtlose, wenngleich deutlich leichtfüßigere Fortsetzung seiner Komposition zu Mel Gibsons Braveheart (1995). Dies geht sogar so weit, dass nicht nur die Zusammensetzung des Orchesters mit umfangreicher Streichersektion, den Horner-typischen Uilleann Pipes, Bodhran-Trommeln sowie irischer(!) Instrumente dem Vorläufer nahe steht, sondern Horner gleich dessen Liebesthema aus The Princess Pleads for Wallace’s Life unverändert übernommen hat. Doch wer über dieses dreiste Selbstplagiat hinwegsehen kann, erhält eine stimmungsvolle, durch klangschöne Melodien ansprechende, und damit besonders eingängige Musik. Natürlich bemüht Horner allein sattsam bekannte Klischees, wiederholen sich zum x-ten Male Dramaturgie und harmonische Spannungsbögen – dies kann auch das edle Gewand der Arbeit nicht kaschieren. Doch die fröhlichen Stücke keltischer Folklore verleihen der melancholisch-nostalgisch wirkenden Komposition viel Auflockerung und letztlich auch ein überzeugendes Gegengewicht.

So steht Bobby Jones im angenehmen Kontrast zu Horners zuletzt so statisch-blassen Schwergewichten à là Troy (2004), Die vier Federn (2002) oder The House of Sand and Fog. Und bei allen zu machenden Einschränkungen ist ein netter, sympathischer Horner-Score durchaus erfreulich und viel mehr als man erwarten durfte.

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