Nach dem filmmusikalischen Flop Die vier Federn (2002) und einer kleinen Arbeitspause meldete sich James Horner (Titanic) 2003 gleich mit vier, nahezu parallel erscheinenden Arbeiten zurück. Den Anfang machte das Kriegsdrama Beyond Borders mit Angelina Jolie in der Hauptrolle. Es folgten das Melodram Radio, der Western The Missing sowie der Thriller The House of Sand and Fog. Doch zurück zu Martin Campbells Beyond Borders, der Romanze zwischen einem in Krisenregionen tätigen Arzt und einer engagierten UN-Mitarbeiterin (Angelina Jolie) vor dem Hintergrund der armen Länder Äthiopien, Kambodscha und Tschetschenien. Der Film fiel in der amerikanischen Kritik durch, da ihm vorgeworfen wurde, das Elend der Welt allein als Staffage für die in Hochglanzbildern verpackte Liebesgeschichte zu benutzen.
Die Score-CD von Varèse Sarabande unterteilt die Musik entsprechend den bereits genannten Schauplätzen in drei Blöcke, wobei die einzelnen Stücke schlicht nach römischen Ziffern durchnummeriert wurden. Gleich zu Beginn des „äthiopischen“ Abschnitts begegnet dem Hörer reizvolles: Ein Kinderchor, der von ethnischen Vokalisen begleitet wird, intoniert über perkussiven Rhythmen das schöne Hauptthema der Musik. Dieses durchzieht die gesamte Komposition als roter Faden. Doch der stimmungsvolle Anfang trügt. Denn es folgt ein für Horner überraschend dominanter Einsatz elektronischer Klangflächen und -effekte. Diese werden gelegentlich durch ethnische Gesänge wie „Tirut Tebatin“ (ein Lied aus der äthiopischen Folklore), ruhige Klavieretüden und Soli asiatischer Holzbläser (im Segment für Kambodscha) aufgelockert. Für die Tschetschenien gewidmeten Szenen erklingt ein zweites, slawisch-melancholisch anmutendes Thema, das Horner mit Balalaika-ähnlichen elektronischen Klängen unterstreicht.
Insgesamt handelt es sich um einen ziemlich durchwachsenen und in manchem irritierenden Mix. Die altbacken klingenden elektronischen Klangexperimente wirken zum Teil (z.B. in Track 6 oder 9) nämlich reichlich enervierend. Phasenweise entsteht sogar der Eindruck, als hätte man es mit einem Synthie-Relikt aus den 80er-Jahren und nicht einem erst kürzlich entstandenen Score zu tun. In seinen besten Passagen kann die Musik zu Beyond Borders in ihrer einfachen, aber ansprechenden Bauart durchaus punkten. Doch mit ihrer leblos-künstlichen Synthetik steht sie sich oftmals selbst im Weg. Sicherlich kann man Horner dieses Mal nicht vorwerfen, sich zu wiederholen. Dafür entfernt er sich zu weit von seinen letzten Arbeiten und verzichtet erfreulicherweise (bis auf wenige Ausnahmen) auch auf seine typischen Manierismen. Eine rundum überzeugende Komposition ist ihm deshalb aber noch lange nicht gelungen. Das hübsche Hauptthema und einige nette Momente entschädigen zwar für manchen Leerlauf. Doch kann man die CD unter dem Strich leider nur mit Einschränkungen empfehlen.