The last Legion – Patrick Doyle

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Ein Sandalenfilm von Patrick Doyle vertont und mit dem London Symphony Orchestra eingespielt – das weckt Hoffnungen auf eine monumentale, epische Filmmusik. Doch zahlreiche Querelen um das (mit zwei Jahren Verzögerung ins Kino kommende) Projekt, desaströse Filmkritiken und eine nicht einmal halbherzige Marketing-Kampagne ließen schnell Skepsis entstehen, ob die neue Partitur des Schotten zu The last Legion (mit Ben Kingsley in der Hauptrolle) derartig hochgesteckte Erwartungen würde erfüllen können. Und tatsächlich scheint es so, als ob Patrick Doyle bei dieser Musik nicht ganz bei der Sache oder zumindest nicht sonderlich inspiriert war. Denn was er dem Hörer auftischt, ist zwar durch und durch ein typischer Doyle, jedoch nicht frei von Manierismen und vor allem in der orchestralen Detailarbeit überraschend grobschlächtig geraten.

Immer wieder unterlegt der Komponist seine großsinfonische Musik mit einfachen Ostinati (meist von Streichern und Schlagwerk), simpler Marschrhythmik – dazu raunt der Chor effektheischend. Der Mangel an Raffinesse soll oftmals durch die schiere Lautstärke – das kraftvolle und zugleich schwerfällige Spiel des Schlagwerks – kaschiert werden. Die lyrische Seite Doyles spielt hier allenfalls eine Nebenrolle. Dazu kommen thematische Einfälle, die mitunter etwas irritieren: etwa eine zentrale Blechläser-Fanfare (vorgestellt in „Goths seize Rom“), die in ihrem feierlich-melancholischen Gestus weniger ins antike Rom als gen Russland weist. Doch immerhin gewinnt dieses anfänglich etwas unscheinbar wirkende Thema mit mehreren Hördurchgängen merklich an Prägnanz. Das gilt ohnehin für die ganze Komposition, die trotz der wenig subtilen Oberflächenreize immer wieder reizvolle Passagen bereithält – etwa das ansprechende Violinsoli im attraktiven Schlußstück „No more War“ oder das heroische Hauptthema, das der Komposition wenigstens eine Spur epischer Pracht verleiht.

Angesichts des renommierten Klangkörpers, der hochgesteckten Erwartungen und nicht zuletzt den Fähigkeiten Doyles dürften die meisten Hörer allerdings trotzdem von der letzten Legion enttäuscht werden. Und sie haben nicht ganz Unrecht: Während Doyle sich dieser Tage kaum über mangelnde Beschäftigung beklagen kann, tritt seine Entwicklung als Komponist weiter auf der Stelle. Dies führt The last Legion geradezu symptomatisch vor Augen, denn der Musik fehlt die schwelgerische, opulente Klangpracht der besten Doyle-Arbeiten. Was danach übrig bleibt, ist ein oftmals ermüdender Bombast, der den Mangel an Substanz nicht gleichwertig ersetzen kann, aber immer noch über genügend Hörreize verfügt, um die Komposition über das Gros filmmusikalischer Veröffentlichungen des laufenden Jahres zu heben.