For the Record – Craig Armstrong

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Das Internationale Filmfestival im belgischen Gent gehört seit einigen Jahren zu den wenigen Veranstaltungen, bei denen auch Filmmusik einen festen Platz im Programm hat. So werden alljährlich nicht nur die World Soundtrack Awards verliehen, sondern geben sich auch zahlreiche prominente Komponisten mit Konzerten und Workshops ein Stelldichein. Die Gästeliste der letzten Jahre liest sich mit Namen wie Howard Shore, Ennio Morricone, Hans Zimmer oder Patrick Doyle – um nur eine Auswahl zu nennen – entsprechend eindrucksvoll. Noch vor dem Festival 2007, welches vom 9. bis zum 20. Oktober stattfand, haben die Veranstalter zum ersten Mal eine CD mit Filmmusik veröffentlicht (weitere CDs sind für die Zukunft geplant). Im Mittelpunkt steht der Brite Craig Armstrong, dessen Musiken Dirigent Dirk Brossé im Vorjahr in einer Aufführung mit dem Flemish Radio Orchester & Chor in einen ausführlichen Konzert präsentierte. Aufgrund der großen Nachfrage nach einem Live-Mitschnitt wurde das Programm extra für die vorliegende CD neu eingespielt.

Es ist eine bunt zusammengestellte Revue durch so populäre Armstrong-Musiken wie Romeo & Julia, Moulin Rouge, Ray, Tatsächlich Liebe oder World Trade Center. Leider offenbart dieses Programm, wie wenig sich Armstrongs Arbeiten für die konzertante Aufführung eignen. Nicht nur, dass selbst in diesem durchaus repräsentativen „Best of“-Mix immer wieder atmosphärische Klangflächen und rein filmdienliche Spannungsuntermalungen auftreten: Auch die konzeptuelle Ähnlichkeit der Musiken springt trotz der unterschiedlichen Genres geradezu ins Auge. Immer wieder bedient Armstrong die Filmhandlungen mit einer Kombination aus ruhigem legato-Spiel der Streicher und simpler Klavierbegleitung. Da spielt es kaum eine Rolle, ob er das Musical Moulin Rouge, den Thriller The Bone Collector, das Agentendrama Der Stille Amerikaner begleitet oder aber Oliver Stones umstrittenes Doku-Drama World Trade Center mit orchestralen Leidensposen versieht. Kleine Variationen im Tonfall – mehr Abwechslung gibt es im Grunde genommen nicht. Zu statisch in der Orchestrierung und nicht zuletzt auch auffallend thematisch blass bleiben die Musiken. Bezeichnenderweise sind es daher die kraftvollen Chorstücke wie „O Verona“ aus Romeo & Julia (in starker Anlehnung an Carl Orffs „O Fortuna“ aus der Carmina Burana), die die Monotonie durchbrechen und etwas aufhorchen lassen.

Komponisten-Porträts auf CD sind oftmals in der Lage, Längen einzelner vertretener Musiken durch das Abwechslungsreichtum der gebotenen Auswahl zu überdecken. Jedoch nicht so in diesem Falle: Der Konzert-Mitschnitt weist alle Schwächen auf, die auch die einzelnen Armstrong-Musiken zu langatmigen Höralben machen. Immerhin ist die editorische Seite der Veröffentlichung etwas besser: Der Begleittext bietet nicht nur ausführliche Informationen zum Filmfestival und dem Orchester, sondern auch ein mehrere Seiten umfassendes Interview mit Craig Armstrong selbst. Freilich sprechen auch hier die Beliebigkeit und Allgemeinplätze der Antworten geradezu Bände. Wenn man dazu bedenkt, wie hochkarätig das Festival in den letzten Jahren von den Namen her besetzt war (siehe oben), kann man den Start der an sich löblichen CD-Reihe des Festivals nur als verunglückt bezeichnen. Hier kommen allenfalls hart gesottene Fans des Komponisten auf ihre Kosten.