„Western von gestern“ – Wie ein Konzert entsteht – Interview mit Frank Strobel

Die Stimmen senken sich, das Licht wird augenfreundlich gedimmt und der Dirigent erhebt den Taktstock für die ersten Noten des Orchesters. Dieser magische Moment eines jeden klassischen Konzertes und Filmmusikkonzertes ist für den Zuschauer/Zuhörer der Beginn einer Reise in die Welt der Klänge, Rhythmen und Stimmungen. Für das Orchester und dessen Leiter ist diese Reise mit dem Konzertabend jedoch schon fast zu Ende, die zwei Stunden Aufführung zugleich Höhepunkt und Epilog des langen Weges, den das Konzert von der ersten Idee bis zum letzten Vorhang gehen muss. Wie sieht dieser Weg aus? Was muss passieren, damit ein gelungener Filmmusikabend realisiert wird?

Original Score sprach am letzten Probentag mit Frank Strobel über das Konzert Western von Gestern, das Ende November 2009 in Berlin stattfand. Der Abend wurde ausgerichtet vom Rundfunksinfonie-Orchester Berlin, mit dem Strobel mittlerweile eine Reihe von äußerst erfolgreichen Konzerten und CD-Aufnahmen gemacht hat, zuletzt die herrliche Präsentation von Richard Strauss’ Filmmusik zu Der Rosenkavalier live zur Projektion im Konzerthaus Berlin. „Das RSB ist in den letzten Jahren zu einem wirklichen Spitzenorchester gereift“, erklärte Strobel nicht ohne Stolz. „Dem Klangkörper gelingt momentan alles, sie werden mit Auszeichnungen überhäuft und die Stimmung ist exzellent.“ Dass den jungen und vitalen Musikern die Filmmusik Spaß macht, war schon bei den Proben zu spüren. Die markanten Melodiebögen der Silverado-Suite von Bruce Broughton, die das Konzert eröffnete, animierten das Orchester zu freudigem Engagement. Das Stück hatte sie zwischenzeitig sogar so begeistert, dass sie es während der Probe und zum Abschluss des Konzertes gleich noch einmal komplett durchspielten. Doch bis die Musiker die Noten auf die Pulte bekamen, mussten viele Wege gegangen werden, berichtete Strobel. Gerade ein Filmmusikkonzert sei ein nicht unbeträchtlicher Aufwand – und dennoch gibt es sie immer häufiger. Fast immer involviert ist Frank Strobel und seine Europäische Filmphilharmonie.

Original-Score: Wie fangen die Planungen für einen solchen Konzertabend denn an? Wer ergreift denn normalerweise die Initiative?

Frank Strobel: Das kann sehr unterschiedlich vonstattengehen. Oftmals ist es wirklich so, dass wir vonseiten der Europäischen Filmphilharmonie ein funktionierendes Programm entwickeln. Das beginnt mit einer Idee für ein Konzert, auf deren Basis man einen Programmvorschlag aufbaut und diesen dann verschiedenen Orchestern anbietet. Wir sind seit Langem mit verschiedenen Orchestern verbunden, zu denen kann man dann hingehen und sagen: Habt ihr Lust, ein Konzert dieser Art zu machen?

Im Falle dieses Westernkonzertes, das morgen stattfindet, war die Sache ein wenig anders. Die Premiere dieses Konzertes war bei der NDR-Radiophilharmonie. Dort gibt es seit mehreren Jahren schon Traditionen im Bereich von Filmmusikkonzerten, sodass sie auch von sich aus immer wieder überlegen, welche Programme sie machten könnten. Da ich mit dem Orchester auch schon häufig gearbeitet habe, konnte ich dann mit der zuständigen Redakteurin des NDR relativ unverbindlich überlegen, was denn möglich wäre. Wir kamen dann auf Western. Daraufhin haben wir selbst, jeder für sich, angefangen zu recherchieren, was dafür infrage käme. Es gibt ja immer viele Wunschfilme und Wunschmusiken, wovon das meiste ohnehin nicht zu realisieren ist, weil es keine Materialien, keine Rechte oder sonstige Probleme gibt. Später haben wir ausgetauscht, was wir beide zusammen getragen hatten und konnten langsam ein Programm einkreisen. Wir hatten dann eine Auswahl von Stücken, noch gänzlich ohne roten Faden und natürlich noch viel zu viele – aber bei allen Stücken wussten wir, dass wir sie gerne spielen würden. 

Dann erst geht die definitive Recherche los, also sind die Noten wirklich verfügbar, wie sehen die Materialien aus, was kosten die Materialien, sind es Originalarrangements, wie liegen die Rechte – es gibt tausend Dinge zu bedenken und zu beachten. Dadurch kristallisiert sich automatisch schon etwas heraus, weil die Auswahl einfach kleiner wird mit der Zeit. Mitunter kann es passieren, dass man einen Titel unbedingt drin haben möchte, es aber einfach keine Noten dafür gibt. Beim Westernkonzert hatten wir diesen Fall, dass wir ein Orchesterarrangement in Auftrag gegeben haben, das wir dann verwenden konnten. Dabei ist mir persönlich immer wichtig, so nahe wie möglich an den Originalarrangements zu bleiben. Hat man seine Stücke im Prinzip zusammen, dann erst bringt man sie in eine Reihenfolge, die im Saal funktioniert. Das ist eigentlich die größte Frage, weil es nichts Schwierigeres gibt, als eine richtige Abfolge zu schaffen. Man braucht einen roten Faden, anhand dessen man etwas erzählen kann, entlang diesem die Stücke gut zusammenpassen. Aber man muss auch viele andere Dinge beachten, zum Beispiel gibt es ja immer zwei Hälften eines Konzertes, die müssen gut gewichtet und austariert sein. Sie müssen sich aber auch unterscheiden. Dann braucht man Stücke, die die Stimmung hochputschen können, und natürlich Stücke, mit denen das Publikum wieder herunterkommt. Da braucht man eine Balance zwischen elegischen und sehr dramatischen Stücken. Es sind sehr viele Komponenten, die dabei ineinander spielen.

OS: Daneben gibt es sicherlich auch viele organisatorische Restriktionen, wie zum Beispiel zusammenpassende Besetzungen der Einzelstücke.

FS: Das ist dann sowieso einer der wichtigsten Punkte. In dem Falle des Westernkonzertes fielen einige Stücke sofort weg, weil wir beispielsweise einen Chor gebraucht hätten. Ansonsten muss man auch schauen, dass man vielleicht nicht mit 15 Zusatzinstrumenten arbeitet, weil das einfach für jedes Orchester unbezahlbar wird. Wir hatten aber trotz dieser Zwänge ein Programm beieinander und auch einen roten Faden gestrickt. Dieser Punkt sollte möglichst weit im Vorfeld des Konzertabends eintreten, da ja teilweise noch die Arrangements in Auftrag gegeben werden müssen. Der nächste Schritt ist dann schon die Probenphase kurz vor dem Abend.

OS: Wenn die inhaltliche – oder programmatische – Seite des Abends klar ist, gibt es ja noch einige wichtige organisatorische Dinge zu erledigen.  Wie kommt jeder Musiker an seine Noten?

FS: Das ist bei Filmmusik natürlich besonders schwierig. Erst einmal zu den Noten: Es gibt natürlich Musikverlage, wo man viele Noten leihen kann. Man erhält dann wunderschön die Partitur und die Einzelstimmen. Das ist bei Filmmusik natürlich überhaupt nicht so. Wenn wir die Arrangements nicht selbst machen, bleiben uns oft nur private Quellen von Komponisten, deren Erben oder Verwalter für die Noten. Das hat natürlich auch ganz andere organisatorische und finanzielle Dimensionen. Dafür braucht man ein großes Netzwerk und enorm viele Kontakte. Genau deswegen laufen solche Produktionen häufig über die Europäische Filmphilharmonie, deshalb wurde sie auch vor vielen Jahren gegründet. Jedes Orchester ist damit erst einmal überfordert, damit kennen sie sich überhaupt nicht aus. Da muss zwangsläufig auch viel über Insiderkenntnisse und Erfahrungen laufen, beispielsweise in der Frage der Rechte – die braucht man ja auch, um Filmmusik zu spielen. Zusätzlich muss man bedenken, dass wir ja zum Teil 15 verschiedene Titel spielen. Das ist 15 Mal dieser organisatorische Aufwand. Das ist nicht so einfach, wie eine Mahlersinfonie, die fast jedes Orchester schnell in petto hat. Auch deshalb braucht man eine solch lange Vorlaufzeit.

OS: Wie wird denn ein solches Konzert von der ökonomischen Seite geplant? Das ist ja eine wichtige Frage, in welche Örtlichkeit man geht, ob man Sponsoren hat, auf welche Budgets man zurückgreifen kann …

FS: Die meisten Veranstalter kommen aus dem öffentlich-rechtlichen Bereich. Die meisten Orchester werden ja ohnehin öffentlich getragen, die sind auch meist selbst Veranstalter ihrer Konzerte. Das bedeutet glücklicherweise, dass sie über eine fest installierte Infrastruktur bereits verfügen. Sie haben oft eigene Säle, eine Liste von Solisten, die ganze Organisation und Logistik eines Orchesters. Dies alles ist von vornherein eingepreist. Was dann noch extra kommt, sind die sogenannten Produktionskosten. Darunter summiert sich alles, was jetzt nur für das konkrete Konzert anfällt. Das fängt an beim Engagement des Dirigenten, von weiteren Solisten und Aushilfen wie beim Westernkonzert die Mundharmonika oder die Gitarren, geht über das Orchestermaterial und dessen Rechte und dann eventuell einen Moderator oder eine Bildpräsentation. Bei den Aushilfen muss man schon genau planen, ob man sie wirklich in allen Proben braucht oder nur an einem Tag – das sind alles extra Kosten. 
Was dann das Konzert an Produktionskosten haben darf, hängt dann letztlich von der Potenz des Orchesters ab. Wir spielen das Westernkonzert mit dem Rundfunksinfonie-Orchester, das getragen wird vom Deutschlandradio, vom Bund und vom RBB. Dieses Orchester kann sich bestimmte Projekte dann einfach leisten. Filmmusikkonzerte sind mit das teuerste, was es gibt. Das ist überhaupt nicht zu vergleichen mit jedem anderen klassischen Konzert. 

Mittlerweile wissen das auch die Orchester. Anfangs war das nicht der Fall, da waren die Leiter immer vollkommen entsetzt, warum ein Filmmusikkonzert so teuer ist. Das haben alle Orchester begriffen, dass ein solches Projekt mit gewissen Kosten verbunden ist. Man kann aber nicht ohne Weiteres die Eintrittspreise entsprechend erhöhen, das funktioniert ja besonders in diesem Bereich nicht. Man musste eine Weile lang den Orchestern klarmachen: Passt auf, dies ist kein Projekt, mit dem ihr Geld verdienen könnt. Das ist ein Projekt, das ihr machen müsst, wenn ihr davon überzeugt seid und euer Repertoire erweitern wollt. Die Chance für die Orchester besteht darin, ein ganz bestimmtes Publikum damit anzusprechen. Es ist ja ganz einfach ein anderes Genre, eine andere Kunstform und wenn man diese ernst nimmt, dann kann das zur normalen Orchesterarbeit dazu gehören und muss kein Projekt zum Geldverdienen sein. Das ist nebenbei auch der zweite Punkt, den die Orchester mittlerweile begriffen haben: Dass Filmmusik eine ernst zu nehmende Musik für ein Orchester ist.

OS: Kann man inzwischen also wirklich davon sprechen, dass Orchester aus Eigeninitiative heraus sagen: Wir wollen Filmmusik spielen?

FS: In der Filmphilhamonie merken wir das sehr gut. Wir bekommen teilweise regelmäßig Anfragen von Orchestern, für die das Neuland ist und wir sagen uns dann, ach die fangen jetzt auch damit an. Das ist mittlerweile absolut der Fall, weil sie auch merken, dass sie es mit guter Musik zu tun haben und sie wirklich ein anderes Publikum ansprechen können. Das ist ungemein wichtig, denn jedes Orchester muss sich um das künftige Publikum Gedanken machen. Da kann die Filmmusik ein wichtiger Schritt sein, denn einerseits ist es eine Erweiterung für diejenigen, die ohnehin gerne in ein klassisches Konzert gehen, und andererseits gibt es für Leute, die normalerweise nicht in einen Konzertsaal gehen oder sich auch nicht trauen, eine neue Schiene, dahin zu kommen.

OS: Da gibt mitunter ja auch sehr unterschiedliche Zielgruppen für Filmmusikkonzerte. Denken wir nur an die Piratenmusik-Darbietungen, wo dann der Korngold direkt neben dem Badelt steht.

FS: Das gibt es natürlich, auch innerhalb des Orchesters. Die einen fühlen sich eher dem Korngold nahe, weil sie ihn eventuell schon von anderen Werken kennen, die anderen wollen unbedingt mal etwas anderes machen. Das weiß ich aber meist schon im Vorfeld, wenn man ein bestimmtes Programm bei einem bestimmten Orchester vielleicht nicht spielen sollte. Das hängt davon ab, was das Orchester für Vorstellungen und Ziele hat – das ist sehr unterschiedlich, das stimmt. Ich denke manchmal, dass es gut ist, diese verschiedenen Sachen hart aneinander zu stellen, weil das spannend ist. Man kann ja auch Klassik hart neben Filmmusik stellen. Natürlich funktionieren stringente, harmonische Programme auch sehr gut – man kann da wirklich sehr viel machen. Mir geht es letztlich immer darum, dass alle schlüssig bleibt, dass man es verstehen kann. Man muss erkennen, dass das kein Sammelsurium ist, sondern dass sich jemand etwas dabei gedacht hat.

OS: Wie wichtig ist es denn bei der Programmgestaltung, die großen Namen mitzuintegrieren? Das könnte ja auch nicht unwichtig für das Marketing des Konzerts sein, oder?

FS: Das spielt natürlich eine große Rolle, weil das ja zum großen Teil das Publikum in die Säle bringt, wenn man bestimmte bekannte Titel spielt. Das hängt aber auch viel vom Veranstalter und vom Ort ab, denn es gibt mittlerweile auch viele Orchester, die die Filmmusik mit einer gewissen Kontinuität spielen. Die sind schon an einem anderen Punkt angekommen und können andere Programme machen. Das Publikum kommt dann trotzdem, weil sie wissen, dass es stark und toll ist. Da, wo man gerade anfängt, muss man natürlich stark schauen und abwägen, weil man das Publikum ja erst einmal überzeugen muss. Auf der anderen Seite hängt es auch vom Ort ab, was man spielen kann. Wenn ein etabliertes Orchester in seinem eigenen Saal, vielleicht noch innerhalb einer Abo-Reihe, Filmmusik spielt, dann ist das was anderes, als wenn man an einen anderen Ort geht, wo das Orchester normalerweise nicht spielt.

OS: Wie weit sind wir denn davon entfernt, dass Filmmusikkonzerte regulärer Bestandteil klassischer Abonnement-Reihen werden?

FS: Das gibt es doch schon! Ich habe kürzlich ein Tribut für John Williams gemacht, mit dem Oslo Symphony Orchestra, das war in der normalen Aboserie des Orchesters. Das gibt es also durchaus schon. Dann kann man natürlich noch weiter schauen, denn neben Filmmusikkonzerten gibt es ja die Filmkonzerte zum Stummfilm. Dort gibt es schon länger die Praxis, dass die Konzerte ganz normal im Abonnement sind.

OS: Das ist erfreulich, denn es senkt die Hemmschwelle für die klassisch interessierten Besucher von Konzertreihen.

FS: Natürlich, und an diesen Punkt kommen wir mittlerweile. Und dann gibt es ja ganz fantastische Sachen zum Beispiel in Wien, dort gibt es ein komplettes eigenes Abo für Filmmusik. Stummfilmkonzerte natürlich, aber das ist trotzdem der absolute Luxus. Das läuft dort seit Mitte der 80er-Jahre und ist sehr erfolgreich.

OS: Wie wichtig ist es, eine Moderation für einen Abend mit der Filmmusik zu haben?

FS: Unterschiedlich. Ich mache das auch immer wieder anders, das hängt stark vom Programm ab. Plant man einen Moderator ein, dann werden die Programme von vornherein so konstruiert. Manchmal mache ich aber auch Programme, wo ich das Konzertante der Musik unterstreiche. Da müssen die Hörer das Stück so erleben, als wäre es eine Sinfonie. Dann brauche ich keine Moderation, dann kann die Musik auch mal für sich stehen. Das muss aber auch von vornherein klar sein, weil darauf die ganze Konzeption des Konzertes aufbaut. Nimmt man beispielsweise einen Abend wie diesen mit der Westernmusik, dann glaube ich nicht, dass der ohne Moderation funktionieren kann. Es sind einfach zu viele Stücke, man müsste mit größeren Blöcken arbeiten. Der andere Punkt ist, dass wir mit diesem Programm etwas erzählen wollen, dazu braucht man einen Moderator.

OS: Wer arbeitet die Moderation aus? Wird sich da vorher wörtlich abgesprochen?

FS: Wir haben das zusammen besprochen, aber in diesem Fall hat Herbert Feuerstein die Moderation selbst geschrieben. Vorher muss man natürlich über den roten Faden des Abends sprechen. Wir hatten ja das Konzept, Westernmusik aus den 50ern und 60ern mit relativ neuer gegenüberzustellen, das muss natürlich der Moderator auch transportieren. Auch die Details müssen geklärt sein, zum Beispiel, dass beide Hälften jeweils durch denselben Komponisten eröffnet und beschlossen werden. Wir machen es vonseiten der Filmphilharmonie auch oft so, dass wir die Moderation mit dem Programm gleich mitliefern. Sogar den Moderator können wir gleich dazu anbieten, viele Orchester nehmen das gerne an. Wir arbeiten häufig mit einem Moderator zusammen, der von Hause aus Schauspieler ist und seine Texte immer auswendig lernt und nicht vom Blatt liest. Das wirkt einfach elegant und passt immer gut zum Programm. Das Publikum wird dadurch direkt angesprochen.

OS: Filmmusik ist ja eigentlich zu Bildern komponiert. Sollte eine gute Moderation dann diese Bilder wieder im Kopf der Zuhörer erzeugen oder finden Sie es passender, Hintergrundinformationen über den Film oder den Komponisten zu geben?

FS: Ich finde nicht, dass man großartig erzählen muss, was im Film gerade passiert – das erlebt man durch die Musik ja sowieso. Die Musik evoziert in jedem Fall Bilder und ob es jetzt genau die Bilder sind, die im Film vorkommen, ist zweitrangig. Bei Menschen, die den Film kennen, wird es so sein und das ist gut. Bei anderen entstehen vielleicht ganz andere Bilder, das ist auch völlig in Ordnung. Oftmals halte ich es für interessanter, Hintergrundinformationen zu geben. Das kann die Entstehungszeit sein, oder den Komponisten oder den Regisseur mal einzuordnen. Es gibt natürlich auch da Ausnahmen, man kann natürlich auch mit der Musik die Geschichte erzählen. Das ist dann aber ein völlig anderes Konzept. Wir haben das mal mit Harry Potter und auch mal mit Star Wars gemacht, da haben wir einen Abend lang nur die Musik von John Williams gespielt und durch einen Schauspieler durch die Handlung leiten lassen.

OS: Bei dem Westernkonzert machen sie am Freitag und am Sonntagnachmittag zwei verschiedene Versionen der Programme. Wo ist der Unterschied?

FS: Beide Konzerte sind gemeinsam entstanden, haben aber ein ganz anderes Zielpublikum. Am Freitagabend haben wir die klassische Form angedacht, genauso wie wir das Programm ursprünglich entwickelt haben. Das Programm hatte ja mit dem NDR einen wahnsinnigen Erfolg und da hat das RSB gesagt: Herr Strobel, das wollen wir auch machen. Da das ja mein Leib- und Magenorchester ist, fand ich das besonders schön. Wir machen ja zum ersten Mal ein reines Filmmusikkonzert, haben vorher schon eine Menge CD-Aufnahmen und Filmkonzerte gespielt. Aber das Orchester hat einen Riesenspaß, man sieht es hoffentlich. Diesen Spaß wollten wir auch in einem Familienkonzert herüberbringen und haben das Programm etwas verändert für den Sonntag. Der Spielplan wurde eingedampft, die Moderation hat sich geändert. Wir wollten damit primär Kinder ansprechen.

OS: Zum Abschluss die Frage, was sie gerne gespielt hätten, aber nicht konnten …

FS: Einiges, das verrate ich aber nicht (lacht).

OS: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Strobel und weiterhin viel Erfolg mit der Filmmusik.

FS: Ich danke auch und wünsche viel Spaß beim Konzert!

Gut 30 Stunden nach dem Interview senken sich die Stimmen im Konzertsaal, das Licht wird augenfreundlich gedimmt und der Dirigent erhebt den Taktstock für die ersten Noten des Orchesters. Die folgenden zwei Stunden sind Epilog und Höhepunkt der Arbeit von einem halben Jahr zugleich. Zwei Vorhänge, zwei Zugaben und viel Applaus sind der Lohn für die Beteiligten; großartige Musik, perfekt dargeboten ist der Lohn für die Zuschauer. Auch wenn sich die wenigsten bewusst sind, welche Arbeit ein solches Konzert macht, danken sie es allen Organisatoren und Musikern. Bleibt zu hoffen, dass es noch viele weitere solcher Abende geben wird.

Das Interview führte Jan Zwilling Ende 2009 für das Online-Magazin Original Score, das mittlerweile eingestellt wurde. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.


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