Die Zusammenarbeit zwischen James Newton Howard und Regisseur M. Night Shyamalan ist schon etwas Besonderes: An fünf Filmen haben sie gemeinsam gearbeitet und jedes Mal ist eine für das ausgelutschte Mistery-Genre ungewöhnliche, beachtliche Vertonung entstanden. So ist es auch bei Das Mädchen aus dem Wasser, einem filmischen Märchen, das Shyamalan nach einer selbst kreierten Gute-Nacht-Geschichte für seine Kinder inszeniert hat. Die verschrobene Handlung um eine Nymphe, die in einem modernen Apartmentkomplex dem Swimmingpool entsteigt und vom zurückgezogen lebenden Hausmeister aufgefunden wird, scheiterte jedoch in der Kritik gleichermaßen wie an der Kinokasse. Tatsächlich ist Shyamalans neuester Streich eine durchwachsene Produktion. Zwar gelingt ihm das Kunststück, ein Mehr-Appartement-Haus mit Swimmingpool in ein reizvolles Märchenszenario mit zahlreichen Fabelwesen zu verwandeln, und glänzt die Geschichte mit liebenswerten, schrulligen Nebenfiguren. Doch im letzten Drittel verrennt sich das Drehbuch in einer konstruiert wirkenden, geradezu hanebüchenen Auflösung, die auch vor übertriebener Effekthascherei nicht zurückschreckt.
James Newton Howards Komposition sind diese Schwächen aber nicht anzulasten. Im Gegenteil: Sie unterstreicht das Märchenhaft-Mysteriöse und verleiht dem Film vor allem dann Zusammenhalt und Atmosphäre, wenn das Gegenwartsszenario des Apartment-Hauses mit seinen vielen Handlungssträngen mitunter zu zerfasern droht oder gar beinahe ins Lächerlich-Abstruse kippt. Stilistisch orientiert sich Howard in der ersten Linie an den Minimalismus seiner Signs-Partitur (2002). Ohnehin ist seine Arbeit fest im mittlerweile familiären Klangkosmos des Mistery-Kinos Shyamalans verankert. Themen und Motive hätten spielend in den früheren Zusammenarbeiten ihren Platz gefunden und auch die Musikdramaturgie folgt bekannten Mustern: Das märchenhaft-anmutige Hauptthema für die „Blaue Welt“ wird vielfach fragmentarisch angedeutet, bevor es dann im fulminanten Finale als Symbol für Erkenntnis, Katharsis und spirituelle Erleuchtung im vollen orchestralen Glanz erklingt. Dieser attraktive – Hoffnung und auch Reinheit ausstrahlende – melodische Einfall trägt die Partitur, woran auch die funkelnde Instrumentierung mit Arpeggios von Harfe und Holzbläsern, sowie glitzerndem Spiel von Celesta und Klavier maßgeblichen Anteil hat. Der mystisch raunende Chor, der mittlerweile aus keiner Fantasy-Musik mehr wegzudenken ist, tritt immer wieder unmerklich zum Orchester dazu und verstärkt so geschickt das Märchenhafte der Komposition. Dazwischen gibt es die obligatorischen Spannungsmomente, die hier – anders als zuletzt bei The Village (2004) etwas stärker in den sinfonischen Kontext eingebettet sind. Sie orientieren sich neben den genannten Minimalismen (die häufig an Philip Glass denken lassen) vor allem an den Spannungsmusiken eines Bernard Herrmann.
Auch wenn James Newton Howard sich mit Lady in the Water stark an seine vorangegangenen Musiken für M. Night Shyamalan anlehnt und nicht ganz die schlafwandlerische Eleganz von The Village erreicht, besitzt seine Arbeit in Teilen eine Ausdrucksstärke, wie sie in den letzten Jahren immer rarer geworden ist – selbst im eigenen Werk. Vielleicht liegt das in der speziellen Machart der Filme Shyamalans begründet, die ungeachtet aller Spleens und Manierismen dem Komponisten viele Freiräume lässt und daher besonders inspiriert. Aufpassen sollten trotzdem beide. Die Erfolgsrezeptur droht nämlich, sich immer mehr abzunutzen. M. Night Shyamalan musste dies mit dem kommerziellen Misserfolg beim Mädchen aus des Wasser bereits schmerzhaft feststellen. Und so unterhaltsam und klangschön die Vertonung des Fantasy-Märchens auch ist: Ein Hauch von gehobenem Déjà-vu lässt sich schwerlich leugnen. Vielleicht sind dafür die verwässernden und unpassenden Bob Dylan-Songs am Ende der CD geradezu symptomatisch, zumal der fließende Übergang zwischen Score und Liedern (der allerdings so auch im Film-Abspann vorkommt) schlichtweg unnötig erscheint.