Jonathan Strange & Mr. Norrell – Benoît Charest & Benoit Groulx

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Mit ihrem Roman Jonathan Strange & Mr. Norrell um zwei Zauberer, die im 19. Jahrhundert die
Magie zurück nach England bringen, gelang es der Autorin Susanna Clark 2004 erfolgreich, an die
Tradition der sogenannten „gothic fiction“ anzuknüpfen. Damit sind jene Schauerromane gemeint,
zu deren bekanntesten Vertretern Bram Stoker’s Dracula und Mary Shelley’s Frankenstein zählen.
Nach dem Serienerfolg von Penny Dreadful war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Clarks Bestseller
seinen Weg ins Fernsehen finden würde. BBC America adaptierte den Roman in diesem Jahr als
siebenteilige Miniserie mit Bertie Carvel und Eddie Marsan in den Hauptrollen. Die spröde-düstere
Musik stammt vom kanadischen Komponisten-Duo Benoit Groulx und Benoit Charest und wartet
erwartungsgemäß mit verhangenen Klangfarben auf: Es sind kammermusikalische Stücke, morbide
Walzer und schwermütigen Adagios, die das Napoleonische Zeitalter wieder aufleben lassen sollen.

Und das ganz ohne elektronische Spielereien: Groulx und Charest setzen auf eine feinsinnige,
detailverliebte Orchestrierung von den melancholischen Violinsoli Carmen Piculeatas (z.B. The
Magic Lab
) über reizvolle Streicher-Pizzicato bis hin zu sakralen Orgelklänge mit Harfe als
Begleitstimme (Magic in the Cathedral) . Doch während sich im Detail viele reizvolle Einfälle
finden, fehlt eine konzeptuelle Klammer, die der Musik Struktur geben könnte. Die offenbar streng
geteilte Arbeit zwischen den Komponisten und der stete Wechsel zwischen Kammer- und
Sinfonieorchester mögen daran nicht ganz unschuldig sein. Vor allem fehlen aber markante
thematische Einfälle und deren Variation, um die einstündige Musik zu tragen. Selbst das mit seinem
Streicher-Ostinato verdächtig an Alexandre Desplat erinnernde Titelstück bleibt letztlich erstaunlich
blass. Das ist am Ende dann doch etwas schade, denn die Filmmusik zu Jonathan Strange & Mr.
Norrell
offenbart im Detail so manchen Hörreiz.

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