Die Adoption eines Kindes in Argentinien und der dort blühende Kinderhandel sind die zentralen Themen des ZDF-Zweiteilers Durch Himmel und Hölle, der am 2. und 4. April 2007 erstmalig ausgestrahlt wurde. Das Melodram, offenbar eine seichte Variante von Bertrand Taverniers Holy Lola von 2004 (darin geht es ebenfalls um eine Kindesadoption, allerdings in Kambodscha) wird von Biber Gullatz und Andreas Schäfer musikalisch begleitet. Ihre Arbeit ist für eine deutsche Fernsehproduktion überraschend aufwändig gestaltet. Das Komponisten-Duo hat eine klangschöne, in melancholischen Stimmungen schwelgende – und vollständig orchestrale – Tonschöpfung zu Notenpapier gebracht, bei der vor allem die attraktiven Passagen für Soloinstrumente (Klavier, Bandoneon, Gitarre oder Holzbläser) im Gedächtnis bleiben. Erfreulicherweise eifern die Beiden weniger amerikanischen Vorbildern nach, sondern warten mit Lyrizismen auf, die stärker an die französische Kinosinfonik denken lassen.
Die Folklore Argentiniens fließt nur behutsam in die Komposition ein. Man wollte stärker bei den Figuren und ihrer Seelenlage bleiben, ließen die beiden Komponisten in einem Interview mit der Zeitschrift cinema musica dazu wissen. Zusätzlich wären die Landschafts- und Stadtpanoramen so toll, dass sie keinen weiteren musikalischen Beleg bräuchten. Ganz ohne scheint es in Durch Himmel und Hölle dann aber doch nicht zu gehen, wie das an ein Akkordeon erinnernde Spiel des Bandoneons oder einige perkussiv begleitete Streicherpassagen (die stilistisch wohl nicht zufällig an Niki Reisers Nirgendwo in Afrika erinnern) belegen. Bei aller Gefälligkeit bleibt die Komposition allerdings thematisch eher schwachbrüstig. Zwar gibt es eine Reihe hübscher Melodien, doch bleiben diese viel zu unscheinbar, um die Musik tragen zu können. Trotz einiger attraktiver Stücke, wie der knapp 6-minütigen Ouvertüre, entsteht immer wieder der Eindruck lose aneinander gereihter – jeweils auf den Filmkontext zugeschnittener – Klangtexturen. Die mögen zwar den Notwendigkeiten der Vorlage entsprechen, lassen aber keinen übergeordneten Zusammenhang entstehen.
Es ist diese Unscheinbarkeit und dazu manche etwas statische Orchesterpassage (z.B. mit allzu simplen Streicherostinati), die der Vertonung von Durch Himmel und Hölle viel von ihrem möglichen Potenzial rauben. Unterm Strich steht aber dennoch eine hübsche, eingängige Filmmusik, die trotz der genannten Schwächen beachtlich für eine deutsche Fernsehproduktion ist. Pluspunkte sammelt die CD von Alhambra zusätzlich durch das liebevoll editierte Begleitheft und die vorzügliche Aufnahmetechnik. Und auch der schöne melancholische Popsong Para Siempre (gesungen von Pat Appleton aus der Band De-Phazz), der die Originalmusik in zwei Versionen reizvoll einrahmt, trägt zum sympathischen Gesamteindruck bei.