Seine ersten Sporen verdiente sich Christopher Young in der Filmmusik mit Kompositionen für das Horror- und Science-Fiction-Kino der 80er Jahre. Darunter fallen frühe Arbeiten für Nightmare on Elm Street 2 (1985) und Hellraiser (1987) sowie zahlreiche B-Movies. Für diese Filme schrieb er düstere und abstrakte Kompositionen, ganz im Zeichen der modernen Musiksprache des 20. Jahrhunderts. Doch war er lange Zeit als Folge des Schubladendenkens vieler Produzenten ausschließlich auf Genrefilme festgelegt. Erst Ende des Jahrzehntes gelang ihm, durch die Filmmusiken für den Vietnamkriegsfilm Bat-21 (1988) und das Holocaust-Drama Max and Helen (1990) seine Vielseitigkeit unter Beweis zu stellen. Mit diesen Arbeiten empfahl er sich für höhere Aufgaben.
Der endgültige Durchbruch kam mit der grandiosen Musik für das Gefängnisdrama Murder in the First von 1995, einer eindrucksvollen tief empfundenen Tonschöpfung, die sowohl Kritiker als auch Fans gleichermaßen begeisterte. Inzwischen kann es sich Young leisten, ab und an zu seinen Wurzeln zurückzukehren. So schrieb er nun die Partitur für Chuck Russells mystischen Horrorfilm Bless the Child, die mit dem von Allan Wilson dirigierten London Metropolitan Orchestra eingespielt wurde. Die genreüblich düstere Musik wird auf CD in fünf langen Suiten präsentiert. Experimentierfreudig arbeitet Young mit eindrucksvollen lateinischen Chorgesängen, die fernöstlich inspiriert wirken, einzelnen Sopranstimmen, Dissonanzen und elektronischen Klangeffekten. Seine Komposition erschließt sich in ihrer Komplexität erst mit eingehendem Hören. Die Suiten, die zunächst unglücklich lang erscheinen, sind erstaunlich durchdacht und ähneln in ihrer Reihenfolge (Introitus – Kyrie Eleison – Dies Irae – Agnus Dei – Lux Aeterna) einem kirchlichen Requiem.
Allein als Höralbum ist Bless the Child vorbildlich zusammengestellt. Zudem handelt es sich um eine rundum überzeugende Filmmusik, die zu den besten und innovativsten des Jahres zählt. Christopher Young hat mit seinem Werk eine bemerkenswerte Komposition geschaffen, die der einhellig in der Kritik gescholtene Film vermutlich kaum verdient.