I am Legend – James Newton Howard

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Will Smith als letzter Überlebender einer weltweiten Virenepidemie – das ist die Ausgangsbasis des Endzeithrillers I am Legend, eine Neuverfilmung des gleichnamigen Romans von Richard Matheson aus dem Jahr 1954, der bereits mehrfach für die große Leinwand adaptiert wurde, zuletzt 1971 mit Charlton Heston in der Hauptrolle unter dem Titel Der Omega Mann. Die Musik zum postapokalyptischen Spektakel wurde vom dieser Tage viel beschäftigten James Newton Howard komponiert. Nach zuletzt sehr blassen, meist sehr elektronik-lastigen Arbeiten wie The Lookout oder Michael Clayton hat der Amerikaner bei I am Legend wieder eine sehr solide Mischung aus Action- und Abenteuermusik abgeliefert, die zum großen Teil orchestral gehalten ist und nur hier und da auf elektronische Beats vertraut. Dabei knüpft er vor allem an eigene Arbeiten wie die zu Waterworld und The Postman an. In den sphärischen Chorpassagen mag man sich zudem an Snow falling on Cedars erinnert fühlen, eine der schönsten Howard-Musiken überhaupt. Die gewählte Tonsprache dürfte dem geneigten Hörer daher sehr vertraut vorkommen, sofern er sich zumindest ein wenig im Werk des Komponisten auskennt.

Recht klangschön begleitet Howard den im verwüsteten New York umherirrenden Will Smith mit elegischen Streicherharmonien, raunenden Chorälen und einfühlsamen Klavierpassagen. Trompetensoli verleihen der Musik dazu ein zurückhaltendes Pathos. Anders als bei den letzten Howard-CDs verfügt I am Legend über ein recht markantes Hauptthema, das immer wieder vollmundig von den Streichern gespielt wird. Es ist in der Lage, die Partitur auch über einige rein funktionale Spannungs- und Actionpassagen zu tragen. Die gibt es nämlich leider immer wieder, besonders störend zum Beispiel in der zweiten Hälfte des die CD eröffnenden Stücks „My Name is Robert Neville“, das nach der Vorstellung des Hauptthemas abrupt in einer perkussiven Action-Sequenz mündet. So entsteht unterm Strich doch ein etwas zwiespältiger Eindruck, der nicht zuletzt auch davon bestimmt wird, dass es schwerfällt, einen gewissen Déjà-vu-Effekt zu leugnen. Derart altbekannt ist das von Howard hier gebotene. Aber sei es drum. Eine unterhaltsame Filmmusik mit phasenweise beträchtlichen Hörqualitäten bleibt I am Legend trotzdem.

Anmerkung:
Wer sich übrigens wundert, dass im Film kein Chor zu hören ist, wundert sich zu Recht: Nur ein kleiner Teil von Howards Musik wurde tatsächlich im Film verwendet. Der Rest inklusive Chorpassagen fiel der Schere zum Opfer.