Brideshead Revisited – Adrian Johnston

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Eine bessere Filmmusik hätte sich das für seine Neueinspielungen klassischer Kinosinfonik renommierte Label Chandos für sein CD-Debüt in Sachen aktueller Filmmusik kaum aussuchen können: Adrian Johnstons Vertonung des Kostümdramas Willkommen in Brideshead – Brideshead Revisited versprüht nämlich genau jene gediegene britische Eleganz und genau jenen Klassizismus, die auch viele Chandos-Neuaufnahmen in der Film Classics-Reihe auszeichnet. Johnston, selbst jahrelang Komponist im Dienste der BBC (dort komponierte er u.a. für das Historiendrama The lost Prince, das Doku-Drama Shackleton und den Kriegsfilm All the Kings’s Men) besitzt wie schon im Vorjahr bei der Jane Austen-Biographie Geliebte Jane -Becoming Jane ein Händchen für diese Art Sujet. Wenngleich im Gestus zurückhaltender und mit dezenten Minimalismen (ein Bezugspunkt sind die Musiken von Richard Robbins zu Merchant/Ivory-Filmen wie Was vom Tage übrigblieb) ausgestattet, knüpft er stilistisch unmittelbar an diese Vertonung von 2007 an.

Ganz über deren Schwung und Frische verfügt die neue Musik allerdings nicht. Dies mag wohl auch daran liegen, dass der Brite bei Brideshead Revisited keine spritzigen Tanzszenen à là Jane Austen zu vertonen hatte, sondern seine Aufgabe verstärkt darin bestand, subtile psychologisierende Akzente zu setzen. Trotz des notwendigen britischen Understatement ist die Partitur von einem feinsinnigen Gespinst elegant miteinander verwobener Themen und Motive durchdrungen. Diese werden vom Klavier in Begleitung von Streichern und Holzbläsern in so träumerischen wie transparenten Stimmungsmalereien reizvoll in Szene gesetzt. So ist Willkommen in Brideshead eine ebenso zurückhaltende wie elegante Vertonung, die vor allem mit eingehendem Hören den ersten, möglicherweise etwas blassen Eindruck hinter sich lässt. Die sorgfältige Instrumentierung und die hübschen Themen entfalten dann einigen Charme und wissen immer mehr zu gefallen. Adrian Johnston empfiehlt sich damit einmal mehr für weitere Aufgaben jenseits der Arbeit für die BBC bzw. im Kostümfilmgenre. Auch wenn seine Vertonung etwas unscheinbarer und insgesamt auch ein klein wenig schwächer als die zu Geliebte Jane ausfällt, gehört sie im äußert schwachen filmmusikalischen Jahrgang 2008 bislang zu den rar gesäten Höhepunkten.