World Trade Center – Craig Armstrong

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Mitunter erlaubt eine Filmmusik vielsagende Rückschlüsse auf den zugrundeliegenden Film. Hans Zimmers Da Vinci Code ist ein solcher Fall, bei dem die fehlende kompositorische Integrität der sakralen Stücke bereits die inhaltliche Seifenblase der Handlung erahnen lässt. Was bei einem Unterhaltungsfilm wie diesem aber noch verzeihlich ist, tritt bei einem Drama wie Oliver Stones World Trade Center über den Terroranschlag auf die Zwillingstürme vom 11. September 2001 umso unangenehmer in Erscheinung. Craig Armstrong hat die „wahre Geschichte um Mut und Überleben“ (so der Untertitel) nämlich mit einem elegisch-kontemplativen Klangteppich unterlegt, der auf geradezu plumpe Weise versucht, die mit den Anschlägen verbundenen Emotionen beim Zuschauer zu verstärken.

Er bedient sich einfacher Kunstgriffe, lässt die Streicher trauernde Adagios (Barbers „Adagio for Strings“ ist nicht weit) spielen, das Cello wehmütig klagen und einfache (an Thomas Newman erinnernde) Klavierstücke für Momente des Einhalts sorgen. Hier und da darf der Chor dazu ehrfürchtig raunen (z.B. „World Trade Center Choral Piece“) und zusammen mit säuselnden Vokalisen Trauer und Zusammenhalt beschwören. Besonders schlimm wird es jedoch, wenn Streicher und Klavier mit treibender elektronischer Rhythmik unterlegt werden, um so das Heldentum der Feuerwehrmänner zu feiern.

In der Kombination mit atmosphärischen synthetischen Klangflächen entwickelt Armstrong ein stilistisches Spektrum, das an vergleichbare Media Ventures-Vertonungen denken lässt. Da kann auch das passable Hauptthema, welches im Eröffnungsstück vom Cello vorgestellt wird, wenig retten. Sicher ist die Musik im Gestus ruhig und zurückgenommen, geradezu andächtig. Doch bleibt sie dabei derart schlicht und monoton, so bar jeder Subtilität und Zwischentöne, dass sie unweigerlich ein unangenehmes Licht auf den Film und seine Intentionen wirft.

Gewiss funktioniert Armstrongs Komposition auf CD im Vergleich besser als die kaum von den Bildern zu trennenden Klangstrukturen aus John Powells United 93. In punkto Filmwirkung wirkt Powell allerdings mit seiner unaufdringlichen Konzeption sympathischer. Armstrongs World Trade Center-Vertonung verärgert hingegen mit ihrer effektheischenden Gefühlsduselei und scheitert gleichermaßen als eigenständige Komposition an der erschreckend einfältigen Ausführung.