Die Themen der Musik zur Filmbiographie The World’s Fastest Indian (deutscher Kinostart: Oktober 2006) mit Anthony Hopkins in der Hauptrolle entstanden auf ungewöhnliche Art und Weise: Bei einer Testvorführung der Film-Rohfassung sollte der Komponist J. Peter Robinson auf dem Klavier zu den Bildern improvisieren. Das Ergebnis gefiel dem Regisseur Roger Donaldson derart gut, dass er Robinson bat, auf diesen spontanen musikalischen Einfällen seine Partitur aufzubauen. Es ist allerdings kein Wunder, dass ihm die Improvisationen so gut gefielen. Denn die fertige Musik seines an der Royal Academy of Music in London ausgebildeten Komponisten ähnelt in Teilen frappierend den Arbeiten von Thomas Newman.
Die Mischung von ruhigen Klavier- und Streichermelodien mit von Marimba, Gitarre und verschiedenen Perkussion-Instrumenten erzeugten Klangkollagen enttäuscht mit einem Epigonentum, bei dem man sich wundert, dass es bislang keine Plagiatsvorwürfe gegeben hat. Robinson ist sich nicht einmal zu schade, typische Motive und rhythmische Manierismen Newmans aufzugreifen (man vergleiche z.B. Bike Shop mit American Beauty). Hinzu kommt das Fehlen eines prägnanten Themas und das allzu zuckersüße Spiel der Streicher inklusive abgedroschener Country-Einflüsse. Zu allem Überfluss merkt man den monotonen Suspense-Passagen ihre synthetische Herkunft überdeutlich an.
Da stellt sich dann schon die Frage, warum man zu einer derart dürftigen Kopie greifen soll, wenn man gleichzeitig auch das Original haben kann. Mit jeder beliebigen melodisch orientierten Newman-Musik der letzten Jahre ist der Hörer letztlich besser bedient, als mit dieser lieblos dahingeschluderten Arbeit. Als besonders ärgerliches i-Tüpfelchen erweist sich die Lobhudelei von Roger Donaldson im Booklet, die Robinson bar jeder Vernunft preist. Das entlarvt aber lediglich, wie ernst man solche „Werbe-Texte“ tatsächlich nehmen darf.