Reign of Fire – Edward Shearmur

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Edward Shearmur gelang 2002 mit dem Grafen von Monte Christo ein kleiner filmmusikalischer Geheimtipp. Im selben Jahr komponierte er auch den Score zum actionreichen Fantasy-Horror-Streifen Die Herrschaft des Feuers – Reign of Fire. Dieser dürfte freilich weitaus weniger Hörer begeistern als die farbenprächtige Vertonung der Dumas-Verfilmung. Das liegt natürlich ein wenig in der Natur der Sache: Dem apokalyptischen Horrorstreifen, in dem Drachen das London des Jahres 2020 angreifen, begegnet der Komponist zwangsläufig mit einer konsequent düsteren Tonsprache.

Mit brachial stampfendem Schlagwerk, schroffen Blechbläsereinsätzen und schrillen Streicherklängen, gönnt Shearmur dem Hörer kaum eine Ruhepause. In diesen selten vorkommenden ruhigen Momenten brodelt es meist allein atmosphärisch unter der Oberfläche. Stilistisch erinnert die Komposition an die Filmmusiken Elliot Goldenthals und Danny Elfmans Arbeit zu Tim Burtons Planet of the Apes-Remake (2001). In den wenigen melodischen Stücken ist zudem der Einfluss der Media Ventures-Schule um Hans Zimmer unüberhörbar.

Im routinierten handwerklichen Umgang mit dem Orchester beweist Shearmur mit Reign of Fire einmal mehr sein Talent. Eine richtige eigene Handschrift lässt er aber auch weiterhin nicht erkennen. Dazu mögen seine Soundtracks von The Wings of a Dove über Drei Engel für Charlie bis zu Reign of Fire vielleicht auch zu verschieden sein. Reign of Fire ist ein solider Horrorscore, der wie die Musik zu Spielbergs Minority Report (2002) zunächst recht spröde wirkt, mit mehrmaligem Hören aber an Format gewinnt. Doch wo John Williams eine exzellente musikalische Zukunftsvision entwirft, bleibt Shearmur dann doch etwas zu sehr seinen Vorbildern verhaftet. Deren Komplexität und Abwechslungsreichtum lässt Reign of Fire leider vermissen.