G.I. Joe – The Rise of the Cobra – Alan Silvestri

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Blockbuster-Hochsaison 2009 im Kino: Der Film, der in diesem Sommer nicht nur amerikanischen Teenagern das Geld aus den Taschen zieht, heißt G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra, ein Actionspektakel, das wie zuvor die Transformers auf Spielzeugfiguren der US-Firma Hasbro basiert. Wer früher einmal die „Barbie-Puppen für Jungs“ besessen hat, rennt bestimmt auch ins Kino, um die Leinwandadaption zu sehen, so die Vorstellung der Macher. Und diese Rechnung scheint aufgegangen zu sein: Obwohl die Filmkritik G.I. Joe als hohles Actionspektakel verriss, ließ der effektverliebte Streifen von Stephen Sommers (Die Mumie) zumindest an der US-Amerikanischen Box Office die Kassen klingeln.

Wie schon bei Die Mumie kehrt zurück (2001) und Van Helsing (2004) hat Alan Silvestri auch diesen Sommers-Film mit Musik ausgestattet. Eine interessante Konstellation: Standen die vorangegangenen beiden Filme noch in der Tradition der Universal-Horror-B-Movies der 40er Jahre, ist G.I. Joe – Rise of the Cobra im Gegensatz dazu ein vollkommen auf den Zeitgeschmack ausgerichtetes Action- und Effektspektakel. Notgedrungen muss Silvestris Vertonung diesem Umstand Tribut zollen. Darum orientiert sie sich im Einsatz der Klangsynthetik deutlich an den Blockbustern der letzten Jahre wie etwa den beiden Transformers-Filmen oder dem Comicspektakel Iron Man. Wer sich bei G.I. Joe also einen reinrassigen Actionscore in guter sinfonischer Silvestri-Tradition erhofft, wird maßlos enttäuscht. Das überrascht jedoch weniger als man meinen könnte, denn die Produzentenwünsche und die Notwendigkeiten der filmischen Vorlage ließen eine derartige Vertonung wohl kaum zu.

Die Musik Silvestris muss mit der schieren Lautstärke des Leinwandspektakels konkurrieren. So bleibt dem Komponisten wenig anderes übrig, als mit stampfenden Bässen, Streicher-Ostinati und generischen Blechbläser-Fanfaren zu arbeiten, auch wenn damit im lärmenden Einerlei jegliche Subtilität verloren geht. Unter den poppigen Computer-Beats steckt freilich immer noch ein orchestrales Fundament, das zumindest an frühere Arbeiten des Komponisten im Actiongenre erinnert. Da die elektronischen Elemente ohnehin im Verlaufe der Komposition etwas in den Hintergrund treten, findet sich sogar das ein oder andere solide Actionstück wie z.B. das dynamische „The Pit Battle“. Ansonsten bietet die Musik wenig Abwechslung, etwa wenn Silvestri in „I promise“ feierliche Americana zelebriert. Nur leidlich wird die Komposition von einem heroischen Hauptthema zusammengehalten, das zwar die ganze Partitur durchzieht, aber erst viel zu spät in den gelungenen „End Credits“ in voller Strahlkraft erklingt. Das ist aber alles viel zu wenig, um lange 71 Minuten der Varèse-CD überzeugend auszufüllen.

Alan Silvestri ist den filmmusikalischen Weg des Mainstream-Kinos seit den 80er Jahren und Robert Zemeckis Zurück in die Zukunft konsequent mitgegangen. Spätestens mit G.I. Joe ist er nun auch im Krawall-Kino der Bruckheimer-Ästhetik angekommen. Der Erfolg mag ihm recht geben. Der kompositorischen Qualität seiner Filmmusiken hat diese Karriere-Entwicklung leider weniger gut getan. Das ist besonders schade, als dass man G.I. Joe bei allen Schwächen durchaus das versierte Orchester-Handwerk des Routiniers anhört. Wenigstens in dieser Hinsicht ist Alan Silvestri seinen Kollegen wie Ramin Djawadi oder Steve Jablonsky immer noch um mehr als eine Nasenlänge voraus.

Achtung:

Die Filmmusik von Alan Silvestri machte kurz nach dem Erscheinen Schlagzeilen ganz anderer Art: In diversen Internetforen wurde kolportiert, das CD-Master sei von einer verlustbehafteten Quelle abgenommen worden. Tatsächlich kann man bei genauem Hinhören bei einzelnen Musikstücken im Hintergrund leise Störgeräusche hören, die von einer – freilich erheblichen – Kompression stammen könnten. Ob es ein neues Mastering und damit eine korrigierte Fassung geben wird, ist bislang noch nicht bekannt. Dennoch: So ärgerlich ein solcher Produktionsfehler auch ist, dürfte er wohl nur audiophile Hörer wirklich stören und den meisten CD-Käufern nicht einmal auffallen.