King Kong – James Newton Howard

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Die Nachricht schlug im Herbst 2005 ein wie eine Bombe: Angeblich wegen kreativer Differenzen trennte sich Peter Jackson bei seinem King Kong-Remake von dem in den drei Herr der Ringe-Filmen noch so erfolgreichen und mit zwei Oscars gekrönten Howard Shore. Dieser hatte bereits rund 70 Minuten seiner neuen Partitur in Australien eingespielt, die nun aber komplett verworfen wurden – und das nicht einmal 6 Wochen vor dem weltweiten Kinostart Anfang Dezember 2005. Mit der Aufsehen erregenden Pressemitteilung gab Jackson auch gleich schon den Nachfolger bekannt: James Newton Howard sollte die Herausforderung annehmen, in den verbleibenden Wochen über zweieinhalb Stunden Musik für Jacksons Affen-Spektakel zu schreiben und einzuspielen.

Mit einer Berufserfahrung von 20 Jahren auf dem Buckel und dank dem Können eines versierten Handwerkers konnte Howard das Mammutprojekt termingerecht stemmen. Zur Seite standen ihm zahlreiche Orchestratoren und Helferlein, die dafür sorgten, dass zwischen dem Schreiben eines Stückes und der Aufnahme oftmals weniger als 24 Stunden lagen. Ein straffer, knallharter Zeitplan also, an den sich Howard und sein Team zu halten hatten. Ein Zeitplan, der keine Pausen oder Raum für das Schöpfen neuer Inspiration gestattete. Zwar hat Howard behauptet, er glaube nicht, dass die Musik mit mehr zur Verfügung stehender Zeit besser geworden wäre. Doch das Resultat spricht – zumindest von CD gehört – eine andere Sprache.

Immerhin trägt King Kong unverkennbar die Handschrift des Komponisten. Alles ist da: die schöne Streichermelodik, Ostinati von Streichern und Schlagwerk sowie die charakteristischen Bläsereinsätze in den Actionsequenzen. Die üppig besetzte Abenteuersinfonik weckt sogar Erinnerungen an Wyatt Earp, Dinosaur und Hidalgo. Doch Howard geht derart schablonenhaft und standardisiert mit seinem „Werkzeugkasten“ um, dass dies nur dem großen Zeitdruck geschuldet sein kann. Dabei gibt es zum Teil recht gute Ansätze, etwa die hübsch integrierten Swing- und Jazzelemente („Defeat is always momentary“, „The Venture Departs“) für die New York-Szenen oder die klangschöne Untermalung der Liebe des Riesenaffen zur schönen Ann („Beautiful“, „Central Park“). Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Die abgedroschenen Vokalanteile, in denen Chor und Knabensopran in bester Herr der Ringe-Tradition singen oder die schlichte, rein funktionale Rhythmik mancher Actionpassage fallen unangenehm auf.

Auch das Themenmaterial verfehlt den großen epischen Atem, den Kintopp, den Jackson mit seinem Remake eigentlich anstrebt. Zwar hat King Kong ein düsteres Motiv bekommen, das ordentlich verarbeitet und variiert wird. Auch das hübsche Liebesthema scheint gelegentlich recht nett auf. Doch bleiben diese motivisch-thematischen Akzente viel zu unscheinbar, um die Musik abseits der Bilder überzeugend zu tragen. Das gilt auch für den Gesamteindruck der Komposition, der es über handwerkliche Routine und eine Handvoll netter Momente hinaus an schillernden Klangwirkungen, packender Dramatik und Subtilität mangelt. Das mag im Film funktionieren. Ohne Bildbezug gelingt es der Musik jedoch nur selten, die Faszination des King Kong-Abenteuers einzufangen.