Zwischen Konzertsaal & Hollywood: Danny Elfman in der „Elphi“

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In diesen Tagen werden in Hamburg Träume für Musikliebhaber wahr. Nach etlichen Verzögerungen und Kostenexplosionen hat Anfang des Jahres die Elbphilharmonie ihren Betrieb aufgenommen. Der Publikumsandrang ist riesig. Eintrittskarten sind bereits Monate im Voraus ausverkauft. Und weil das Konzerthaus eine traumhafte Akustik besitzt, möchte selbstverständlich jeder Künstler von Rang und Namen hier auftreten. Davon profitieren auch Filmmusikliebhaber, denn die aus Wien bekannten „Hollywood in Vienna“-Konzerte sollen nun auch in Hamburg etabliert werden. Da es nächstes Jahr in Wien schon in die zehnte Runde geht, kann man hoffen, dass – sofern erfolgreich – in der „Elphi“ viele spannende Filmmusikkonzerte folgen werden. Für den Sommer 2018  haben sich bereits John Powell und David Arnold angekündigt. Den offiziellen Beginn der Reihe gab es aber schon Ende September mit dem Konzert von (und auch ein wenig mit) Danny Elfman. Dieser weilte ohnehin gerade in Europa, da er kurz zuvor  beim „Hollywood in Vienna“-Konzert mit dem Max Steiner-Award für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden war. Dass er es sich da nicht nehmen ließ, auch einmal das neue Konzerthaus mit Weltruf zu besuchen, lag also nahe.

Danny Elfman in der Elphilharmonie
(Foto: Jan Zwilling)

Gespielt wurden die Werke des Komponisten vom tschechischen Nationalorchester unter dem Dirigat des sehr filmmusik- und auch Elfman- erfahrenen John Mauceri. Der Amerikaner hat schon zahllose Filmmusikkonzerte dirigiert und zuvor auch schon Elfmans erstes Konzertwerk Serenada Schizophrana eingespielt. Entsprechend eröffnete dann auch ein I Forget betitelter Satz aus diesem Werk das Programm – ein Auftakt mit einem Elfman-typischen Wechsel aus Knabensopran und Frauenchor. Überhaupt stand die erste Hälfte des Abends nicht im Zeichen von Hollywood. Nach dem Auszug aus der Serenada Schizophrana ging es gleich mit einem neuem Konzertwerk weiter, das eigens für die Solistin Sandy Cameron geschriebene Violinkonzert „Eleven Eleven“. Das Stück überraschte zunächst mit der Abwesenheit der ganz typischen Elfman-Stilismen, insbesondere in den Streichereinsätzen, die zu Beginn eher flächig und wenig rhythmisch phrasiert sind. In den nachfolgenden Sätzen entwickelte sich das Werk dann aber doch immer mehr hin zu der vertrauten Tonsprache Elfmans  – wenngleich mit längeren melodischen Bögen als bei seinen Kinomusiken üblich.

Nach der Pause wurde dann der filmmusikalische Teil des Abends eingeleitet. Einen großen Kontrast zu dem eher komplexen Violinkonzert bot die Suite aus Batman und Batman Returns. Sie wirkte regelrecht grobschlächtig im Vergleich zu dem detailliert ausgearbeiteten Konzertwerk. Durch seine eingängigen Themen ist Batman aber natürlich ein Fanfavorit und wurde dementsprechend von den Zuschauern gefeiert – nicht zuletzt auch dank der routinierten Interpretation Mauceris. Seltsam allein, dass das Stück eigentlich eine  Kirchenorgel vorsieht, die es in der Elbphilharmonie durchaus auch  gibt, dann aber für diesen Part nur ein Keyboard verwendet wurde. Auch die Suitenfassungen von Alice in Wonderland und Edward mit den Scherenhänden wussten zu überzeugen. Eine kleine Überraschung gab es bei Edwardo the Barber: Der Part der Solo-Violine wurde extra für die Aufführung  für die Solistin Sandy Cameron erweitert.

John Mauceri & Danny Elfman
(Foto: Robert Townson)

Solche reizvollen Varianten des Altbekannten besaßen ansonsten leider Seltenheitswert.  Der Filmmusikblock setzte mit Publikumshits wie Batman, Alice oder Edward Scissorhands vor allem auf Nummer sicher. Dabei hat Elfman für einige kleinere Filme wie etwa Ein einfacher Plan oder Dolores Claiborne ebenfalls durchaus aufführenswerte Musik geschrieben, die der Autor dieser Zeilen wirklich gerne mal live hören würde. Stattdessen folgte man in Hamburg dem allgemeinen Verfahren vieler Filmmusikkonzerte, die vor allem populäre Gassenhauer auf das Programm setzen. Dass beim David Arnold-Konzert im nächsten Jahr der Schwerpunkt auf „James Bond“ liegt, wirkt diesem Eindruck auch nicht unbedingt entgegen. Diesem Kritikpunkt zum Trotz war der Abend dennoch mehr als  gelungen. Für eine Zugabe kam Elfman am Ende sogar höchstpersönlich auf die Bühne und sang What’s This aus Nightmare before Christmas – und das in seiner damaligen Rolle als Jack Skellington. Das Publikum im trotz recht hoher Eintrittspreise (für die mittlere Platzkategorie musste man etwas über 100 Euro bezahlen) ausverkauften Saal zeigte sich begeistert. Mit so einem Start steht einer Fortsetzung der Reihe nichts im Wege. Filmmusikalische Träume dürfen in Hamburg also auch in Zukunft geträumt werden.


(Vielen Dank an Jan Zwilling und Robert Townson für die Bereitstellung der Fotos.)

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