Water – Mychael Danna & AR Rahman

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Das kleine indische Mädchen Chuyia ist zwar erst acht Jahre alt, doch bereits Witwe. Den Frauen, die ihren Mann verloren haben, lässt der Hinduismus nur drei Möglichkeiten: Mit ihrem Mann zu sterben, den Bruder des verstorbenen Gatten zu heiraten oder aber abgeschieden von der Gesellschaft in einem speziellen Haus für Witwen zu leben. In ein solches sogenanntes „ashram“ wird auch Chuyia Ende der 30er Jahren – vor dem Hintergrund der langsam zu Ende gehenden Kolonialherrschaft der Briten – geschickt. Dort wird sie von zahlreichen älteren Leidensgenossinnen aufgenommen.

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Die Indische Regisseurin Deepa Metha klagt mit Water, dem dritten Teil ihrer mit Fire und Earth begonnenen Trilogie einmal mehr die sozialen, meist religiös geprägten Missstände in ihrem Heimatland an. Wer den poetischen, farbenprächtig in Szene gesetzten Film im Kino sieht, ahnt allerdings kaum, unter welchen schweren Bedingungen er entstanden ist. Ein Großteil der Dreharbeiten fand bereits im Jahr 2000 statt. Doch aufgebrachte Extremisten zerstörten den Set, so dass die Arbeit erst fünf Jahre später unter strenger Geheimhaltung beendet werden konnte – ein Umstand der bei genauem Blick auch die leicht gealterten Darsteller erklärt.

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Die stimmungsvolle Filmmusik zu Water stammt von Mychel Danna, der sich nach Kama Sutra (1996) und Monsoon Wedding (2001) bereits zum dritten Male der Indischen Folklore zuwendet. Erneut kombiniert der Kanadier stilsicher westlich geprägte Orchesterklänge mit dem exotischen Spiel landestypischer Instrumente wie Sitar oder Tablas. Der in Indien populäre A.R. Rahman ergänzt die CD um fünf reizvolle Songs, die durchaus an eingefleischte Bollywood-Filme erinnern, aber deutlich zurückhaltender und weniger poppig gehalten sind. Danna selber dramatisiert die Handlung dieses Mal etwas stärker durch den Einsatz des Orchesters, hauptsächlich der Streichersektion, deren Melodien klangschön über den ethnischen Instrumenten erklingen. Dadurch verliert die Musik zwar etwas an Authentizität, gewinnt aber gleichzeitig an Struktur und Zusammenhalt.

Das Hauptthema erweist sich allerdings als irritierendes Kuriosum, das in Takten sowohl an das Kirchenlied „Amazing Grace“ als auch an James Horners schmachtendes Liebesthema aus Titanic (1997) erinnert. Diese Referenzen – so unbewusst sie vermutlich entstanden sind – geben der Komposition bei aller Attraktivität einen seltsamen Beigeschmack, der die Gedanken immer wieder zu den Vorbildern abschweifen lässt. Im Film wirkt der Einsatz des Themas sogar unglücklich, wenn es in unpassender Manier melodramatisch über der ergreifenden Schlussszene am Zug zu hören ist und dieser damit viel von ihrer möglichen Wirkung nimmt. Losgelöst von den Bildern kann man darüber aber hinweghören. Da ist Water dann trotz allem eine märchenhaft verträumte Filmmusik, die Mychael Danna gewohnt ansprechend gestaltet hat.