wah-wah – Patrick Doyle

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Das Afrika-Drama Wah-Wah (2005) von Richard E. Grant erzählt die Geschichte eines 12-jährigen Jungen, der in den 60er-Jahren in Swasiland (kurz vor der Unabhängigkeit von Großbritannien) die Trennung seiner Eltern miterleben muss. Patrick Doyle hat dazu eine intime, verhaltene Vertonung geschaffen, die erneut vom renommierten London Symphony Orchestra eingespielt wurde. Sie setzt sich wohltuend von seinen zuletzt kraftvollen Fantasy-Musiken zum vierten Harry Potter und Eragon ab. Wie John Barry in Jenseits von Afrika integriert auch Doyle – abgesehen von zwei auf der CD enthaltenen Source-Stücken – kein Lokalkolorit in seine Komposition, sondern konzentriert sich vielmehr voll auf die lyrische, nachdenkliche Seite der Vorlage. Dementsprechend erklingen reizvolle Streicherpassagen, die von Harfe und Holzbläsern verziert werden. Das Klavier spielt eine wichtige Rolle, dient in fast allen Stücken als Begleitstimme.

Doyle ist mit Wah-Wah eine klangschöne, elegante Filmmusik mit attraktiven, einschmeichelnden Themen gelungen, die sich fließend zwischen britischer Noblesse für die dem Untergang geweihte Kolonialherrschaft und der persönlichen Perspektive der britischen Familie bewegt. Die einschmeichelnden Melodien mit den für den Komponisten typischen Einsätzen der Celli entfalten einigen Hörcharme. Doch wenn man ehrlich ist, begegnet einem hier viel Vertrautes aus früheren Doyle-Arbeiten, gerade in Bezug auf Harmonik und Orchestrierung. Bezeichnenderweise sind es deshalb diejenigen Stücke, in denen ausschließlich das Soloklavier erklingt, die am meisten beeindrucken. Das gilt insbesondere für den sechsminütigen Abschluss „Wah Wah“, in dem Doyle selbst auf dem Klavier eine Art Suite seiner Komposition spielt. Diese Reduktion auf das Wesentliche bietet einen feinen Kontrast, der die charmante Musik ein gutes Stückchen von einer reinen Routinearbeit abhebt.