Volver – Alberto Iglesias

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Alberto Iglesias gehört zu den wenigen spanischen Filmmusik-Komponisten, die sich in den letzten Jahren fest in der internationalen Musikszene etablieren konnten. Großen Anteil daran hat die Zusammenarbeit mit Erfolgsregisseur Pedro Almodóvar, aus der bislang so populäre Arbeiten wie Alles über meine Mutter, Sprich mit ihr und Schlechte Erziehung hervorgingen. Nach der überraschenden Oscar-Nominierung für den Afrika-Thriller Der Ewige Gärtner Anfang des Jahres, kehrte Iglesias nun wieder zum spanischen Kino und Almodovar zurück.

„Zurückkehren“, das ist auch die deutsche Übersetzung des Titels von dessen neuem Film Volver, ein abgründiges Familiendrama, das in der Kritik viele Lorbeeren einheimste. Iglesias bleibt seinen Vertonungen früherer Almodóvar-Filme treu. Seine Komposition ist so intim wie zurückhalten und dabei doch fest in der spanischen Musiktradition verankert. Beinahe kammermusikalisch angelegt spielt ein kleines Ensemble bestehend aus Streichern und Holzbläsern, zu dem immer wieder Gitarre, Harfe, Klavier und Saxofon hinzutreten. Subtil lotet Iglesias die Stimmungen des Filmes aus. Zwischen melancholisch-nachdenklichen Streichermotiven spielt er variantenreich mit der Rhythmik spanischer Volkstänze wie dem Flamenco. Dazu gibt es einfühlsame Soli der Holzbläser und reizvolle Pizzicati der Streicher. Doch auch abgründig brodelnde Spannungsuntermalungen, die auf das „Gespenstische“ der Handlung verweisen, haben in der Komposition ihren Platz. In ihnen erweist Iglesias wie bereits bei seiner Schlechten Erziehung einmal mehr Hitchcock und dessen langjährigen Haus- und Hofkomponisten Bernard Herrmann seine Reverenz. Ein weiterer Höhepunkt ist zweifellos auch der von Estelle Morente interpretierte Chanson „Volver“, der ebenfalls in dem für die Musik charakteristischen Spannungsfeld von Melancholie und Lebensfreude steht.

Alberto Iglesias lässt mit seiner feingliedrigen und facettenreichen Partitur einen wohltuenden Kontrast zu den derzeit maßgeblich durch die Klangwelten von Thomas Newman dominierten US-Melodramen entstehen. Durch den Verzicht auf zuckersüße Melodien (Iglesias arbeitet mit einer Reihe unscheinbarer, aber doch prägnanter Motive) und manche monotone Passage wirkt die Komposition zwar anfangs etwas spröde, doch das Einhören lohnt sich. Hinwegsehen sollte man dabei allerdings über dem unpassenden Abspannsong „A good Thing“ von Saint Etienne, der mit seinen Pop-Rhythmen völlig mit dem Stimmungsbild der restlichen Komposition bricht. Solche Zugeständnisse an den Zeitgeschmack hat Almodóvar eigentlich nicht nötig.