The Mummy – Jerry Goldsmith

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In arabischen Ländern spielende Filme haben Filmkomponisten schon immer zu üppigen wie epischen Partituren inspiriert. Man denke nur an Lawrence von Arabien (Maurice Jarre) oder The Wind and the Lion (Jerry Goldsmith), um zwei berühmte Beispiele zu nennen. Die orientalische Folklore bietet mit ihren fremdartigen Harmonien und traditionellen Instrumenten eine betörend exotische Klangwelt, die immer wieder reizvoll auf „westliche“ Ohren wirkt. Das ist auch bei Stephen Sommers Indiana Jones-Verschnitt Die Mumie nicht anders, in dem ein zum Leben wiedererweckter Pharao sein Unwesen treibt. Mit viel Selbstironie und rasantem Tempo wird hier aufwändiges Abenteuerkino geboten, das allerdings nicht ganz an die spielbergschen Vorbilder heranreicht.

Jerry Goldsmiths Musik wandert auf den Spuren der eigenen The Wind and the Lion-Partitur, ist aber weitaus weniger experimentell gearbeitet. Sie ist deshalb auch keine innovative Tonschöpfung, sondern eher ein souveränes Alterswerk des Komponisten. Als solches gebührt The Mummy allerdings ein Spitzenplatz. Wie der Altmeister die arabische Folklore mit den wuchtigen, von Bläserfanfaren und düsteren Paukenschlägen angetriebenen Actionrhythmen verschmilzt, ist äußerst raffiniert und durchweg überzeugend. Der düstere, wortlose Chor trägt viel zur mysteriösen Atmosphäre der Rückblenden in die Zeit der Pharaonen bei. Und das Hauptthema der Musik entwickelt sich mit mehrmaligem Hören zum Ohrwurm und zählt zu den schönsten Goldsmith-Melodien der letzten Jahre.

Während die Musik mir im Film zu bombastisch wirkte, da sie die ironischen Untertöne der Handlung häufig zu übertönen drohte, erklingt sie abseits davon überzeugender. Auffällig treten die Ähnlichkeiten zum fast zeitgleich entstandenen und thematisch verwandten Goldsmith-Soundtrack The 13th Warrior hervor. Insgesamt ist The Mummy aber die schöner ausgearbeitete und ansprechendere Arbeit. Sie gehört zweifellos zu den besten und populärsten Filmpartituren, die Goldsmith in den 90er Jahren geschrieben hat. Die knapp einstündige Veröffentlichung von Decca ist eine rundum gelungene Repräsentation der Einspielung und lässt keine Wünsche offen.