The Man who cried – Osvaldo Golijov

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Für die Untermalung ihres melodramatischen 2. Weltkriegsdrama In stürmischen Zeiten – The Man who cried konnte die Regisseurin Sally Potter (Orlando, The Tango Lesson) eine illustre Ansammlung musikalischer Künstler gewinnen. Die Hauptfigur des Filmes, ein einsames junges Mädchen (Christina Ricci) auf der Suche nach ihrem Vater, begegnet auf ihrer Reise durch Frankreich einem Opernsänger und einem Zigeuner. Entsprechend dieser Konstellation ist der Soundtrack eine Mischung aus Opernarien, jüdischer Folklore und Zigeunermusik. Der italienische Tenor Salvatore Licitra singt u.a. Lieder aus Bizets Perlenfischer, Puccinis Tosca, Verdis Il Trovatore und Purcells Dido & Aeneas. Die Zigeunermusik wird vom rumänischen Ensemble Taraf de Haidouks gespielt.

Die mit vier Stücken vertretene Originalmusik von Osvaldo Golijov wird vom Kronos Quartet interpretiert, das erst kürzlich mit den Taraf de Haidouks auf Europatour gegangen war. Ferner enthalten sind ein Jazz-Arrangement des Songs „Gloomy Sunday“ (gesungen von Iva Bittová) und weitere von Golijov arrangierte traditionelle Stücke. So ergibt sich eine unterhaltsame Zusammenstellung, in der sich die schönen Opernarien mit der lebensfrohen Zigeunermusik und den melancholischen Streichern in der Komposition Osvaldos abwechslungsreich ergänzen. Schade ist allein, dass die Originalmusik des eigentlich für den Konzertsaal schreibenden Osvaldo hier deutlich im Schatten der großen Kollegen steht. Auch wenn sie durchaus interessant erscheint, nimmt sie im Film wie auf CD nur eine ergänzende Funktion ein

Im schön gestalteten Booklet informiert die Regisseurin Sally Potter ausführlich über die Entstehung des musikalischen Konzeptes ihres Filmes. Insgesamt ist In stürmischen Zeiten ein vielfältiges Höralbum, das seinen Reiz aus dem Gegensatz von World Music und Oper zieht. Gerade die Zigeunerfolklore hört man nicht alle Tage und dürfte für manchen Hörer, die willkommene Gelegenheit bieten, einmal mehr über den musikalischen Tellerrand zu schauen.