The Hours – Philip Glass

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Drei Frauenschicksale in drei verschiedenen Zeiträumen umspannt die Literaturverfilmung The Hours – Von Ewigkeit bis Ewigkeit. Virgina Woolfs Roman Mrs. Dalloway über Liebe und Vergänglichkeit ist das Bindeglied der Hauptfiguren. Nicole Kidman (oscargekrönt) spielt Virginia Woolf, die mit den ersten Seiten des Klassikers kämpft. Eine einfache Hausfrau (Julianne Moore) liest das Buch zwanzig Jahre später und beginnt, über die Richtung ihres Lebens nachzudenken. Die dritte Erzählebene führt den Zuschauer in die Gegenwart: Die New Yorkerin (Meryl Streep) gibt eine Party für ihren sterbenden Freund (Ed Harris), der ihr den Spitznamen „Mrs. Dalloway“ gegeben hat.  Das ambitionierte Drama nach Michael Cunningham erwies sich als Kritikerliebling und heimste zahlreiche Preise ein, darunter den Golden Globe für das beste Drama des Jahres und den Oscar für die beste Hauptdarstellerin (Nicole Kidman). Zu den sieben Oscarnominierungen zählte u.a. auch die Musik von Philip Glass (Kundun).

Seine Komposition verzichtet auf jegliches historisches Kolorit, und untermalt das Kunstdrama stattdessen mit einer konzertant anmutenden Partitur, die sich dreier musikalischer Ebenen bedient: Streichquartett, Klavierkonzert und minimalistische Orchesterpassagen. Dies entspricht den Erzählebenen des Filmes, die durch den Minimalismus geschickt miteinander verwoben werden. Dem Komponisten gelingt so eine raffinierte und elegante Verknüpfung der unterschiedlichen Musikformen, die fließend ineinander übergehen.

Ganz neu sind Teile der Musik allerdings nicht: Der Anfang von „I’m Going to Make a Cake“ basiert auf einem Thema der Opera Satyagraha. „Tearing Herself Away“ wurde von einem Stück aus dem Glassworks-Album adaptiert und „Escape“ fußt auf „Metamorphosis“ von der CD „Solo Piano“. Doch neben diesen Querreferenzen zu anderen Glass-Kompositionen besitzt die Musik genügend eigenes Rückgrat. Auch wenn es keine unmittelbar eingängigen Themen gibt, glänzt die Partitur mit eleganten Melodiebögen und reizvollen Motiven. Der Einsatz minimalistischer Elemente ist wohldosiert und im Vergleich zu früheren Arbeiten des Komponisten bewegt sich The Hours angenehm in Richtung einer traditionellen Musikdramaturgie. So bleibt die Vertonung einerseits auf vertrautem Terrain für Philip Glass, lässt das Altbekannte aber weit genug hinter sich, um als eigenständige Arbeit gelten zu können. Die kunstvolle Musik gehört zu den kleinen Geheimtipps des Jahres und zweifellos zu den schönsten Filmmusiken von Philip Glass.