The Enforcer – Jerry Fielding

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Der dritte Teil der berüchtigten Dirty Harry-Reihe mit Clint Eastwood aus den 70er Jahren ist der einzige, der nicht vom Stammkomponisten der Serie, Lalo Schifrin, vertont wurde, da dieser damals durch andere Projekte ausgebucht war. Ein Ersatz wurde mit Jerry Fielding schnell gefunden. Folgerichtig ist die von Fans lange herbeigesehnte Veröffentlichung auf Schifrins hauseigenem Label Aleph Records erschienen. Vergleichbar mit David Shire stand Fielding in den 70er Jahren auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Nach dem Durchbruch mit Sam Peckinpahs The Wild Bunch (1969, die erste von insgesamt drei Oscar-Nominierungen) komponierte er für zahlreiche renommierte bzw. hochbudgetierte Produktionen wie zum Beispiel Straw Dogs (1971), Clint Eastwoods The Outlaw Josey Wales (1976) oder Escape from Alcatraz (1979). Der Kanadier war in diesem Jahrzehnt ohne Zweifel ein gefragter Mann für die große Leinwand, nachdem er sich in den 60er Jahren sein Geld hauptsächlich noch mit TV-Produktionen verdient hatte. So kann man das Engagement Fieldings für The Enforcer – Dirty Harry III (1976) allenfalls als überraschend bezeichnen, weil Schifrin selber keine Zeit hatte.

Die grimmige wie bleihaltige und durch die dargestellte Selbstjustiz immer wieder umstrittene Serie war vermutlich prädestiniert für die meist sperrige, modernistische Vertonungskunst Jerry Fieldings. Tatsächlich bewegt sich dieser fließend zwischen jazzigen Einsprengseln, typischem Funk der 70er, Synthesizer-Klängen und von Dissonanzen geprägten Spannungsuntermalungen. Während die Musik gerade im ersten Drittel in ihren poppigen Funk-Rhythmen deutlich ein Kind ihrer Zeit ist, mehren sich im Verlauf die modernistischen Zwischentöne (als Bezugspunkt nennt Nick Redman im Begleittext Lutoslawski), wird der Tonfall merklich düsterer. Durch diese Entwicklung gelingt es Fielding überaus geschickt, seine Komposition nicht – wie viele andere der Zeit – vollständig vom Zeitgeschmack vereinnahmen zu lassen. Wie er mit den verschiedenen Stilen experimentiert und sie hier und da kombiniert, ist spannend anzuhören. Dabei schreckt Fielding allerdings auch nicht vor atmosphärischen Passagen und reinem Easy Listening (z.B. die Lounge-Musik in Track 8) zurück.

Ein besonderer Kunstgriff gelingt ihm mit dem Finale: eine von melancholischer Americana geprägte Elegie für die Beerdigungsszene, die in ihren romantischen Klängen im starken Gegensatz zum vorher Gehörten steht und dem harten Copthriller damit eine überraschende menschliche Note verleiht (die neue CD erlaubt einen interessanten Vergleich mit einer etwas sperrigeren Alternativaufnahme). Dieses Schlussstück, das fast einen Stilbruch zur restlichen Komposition gleichkommt, offenbart aber zugleich auch eine Schwäche von Fieldings Arbeit: Ein bisschen droht diese nämlich bei allem Abwechslungsreichtum zu zerfasern, lässt mitunter eine durchgängige kompositorische Gestaltung vermissen. Dennoch hat Jerry Fielding dem Vorgänger Schifrin alle Ehre gemacht. Seine Musik fügt sich bruchlos in den Serienkontext ein. Sie bleibt aber trotz geschickter Gestaltung fest in den 70er Jahren verwurzelt und dürfte daher vor allem als Nostalgieprodukt oder Studienobjekt interessante Einblicke in die Action-Filmmusik der damaligen Zeit liefern.