The American Seasons – Mark O’Connor

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Wie viele seiner Kollegen auch besitzt der Amerikaner Mark O’Connor ein offenes Ohr für die Kinosinfonik. Zum Beispiel trug er zur Dokumentation Liberty! The American Revolution die Vertonung bei. Im Vordergrund seines Schaffens steht aber die Arbeit für den Konzertsaal. Seine Wurzeln hat O’Connor, Komponist im Selbststudium, in Country, Jazz und Blues. Ein wunderschönes Album mit klassischen Werken des Komponisten für Violine und Orchester hat Sony Classical im Jahr 2001 veröffentlicht. In Anlehnung an Vivaldis Vier Jahreszeiten entstand so ein amerikanisches Pendant unter dem abgewandelten Titel The American Seasons.

Diese amerikanischen Jahreszeiten bieten fröhlich-optimististische Fiedelmusik mit Bezügen zu Copland und Gershwin. Ein ganzes Stück Americana schwingt in dieser gut gelaunten, frisch wirkenden Komposition mit. Jeder der Jahreszeiten sind zwei Phasen des Lebens gewidmet. Im „Frühling“ ist etwa das schöne Geburtsthema als Basis zahlreicher geschickter Variationen zu hören. Der „Herbst“ hingegen ist elegisch und im Ton viel zurückhaltender gehalten als der musikalisch überschäumende Sommer mit seinen fröhlich-optimistischen Tänzen. Das Finale des Winters explodiert regelrecht, wie es bildhaft im schön gestalteten Booklet beschrieben wird. Hier verbinden sich Blues, Jazz und Folk Elemente zum Finale, in dem auch das Geburtsthema zurückkehrt.

Mark O’Connors American Seasons wurden von manchem Kritiker schon zu einem Meisterwerk hochgeschrieben. Ganz so weit muss man sicher nicht gehen. Ein mitreißendes, funkensprühendes Orchesterwerk ist dem jungen Komponisten aber in jedem Fall gelungen. Dem gegenüber fallen die folgenden beiden Kompositionen der CD dann doch etwas ab. Die „Strings & Threads Suite“ wurde 1986 uraufgeführt und war damals für Solovioline ohne Begleitung vorgesehen. Für diese Aufnahme wurde sie dann für Yo-Yo Ma für Violine und Streicherbegleitung umgeschrieben. Durchzogen ist das Werk erneut von einer stimmigen Mischung aus Americana, Blues und Swing. Kurze Tänze und erneut schönes Gefiedel von O’Connor machen die im Vergleich zu den Jahreszeiten etwas schlichtere Komposition ebenfalls hörenswert.

Zum Abschluss der CD erklingt der „Appalachian Waltz“ (erneut für Yo-Yo Mas Cello umgeschrieben), ein elegischer Walzer, der bereits auf einer früheren Einspielung von Sony Classical zu hören war. Das ausführliche wie ansehnlich gestaltete Booklet rundet die reizvolle Kompilation ab. The American Seasons ist unter dem Strich ein schönes Klassik-Album, welches nicht nur Anhängern amerikanischer Fiedelmusik gefallen dürfte.