Standard Operating Procedure – Danny Elfman

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Mit Standard Operating Procedure untersucht Dokumentarfilmer Errol Morris (The Fog of War) die Folterpraktiken der amerikanischen Streitkräfte im Gefängnis Abu Ghraib in Baghdad. Musikalisch wird er dieses Mal nicht von seinem bisherigen Stammkomponisten Philip Glass begleitet, sondern von Danny Elfman, für den die Dokumentation vermutlich eine willkommene Abwechslung von den vielen Kinderfilmen, die er in den letzten Jahren vertont hat, war. Sein musikalisches Konzept orientiert sich wenig überraschend an den Minimalismen eines Philip Glass, die er geschickt mit der eigenen Tonsprache verbindet.

In der eigenwilligen Instrumentierung und den Choreinsätzen ist Standard Operating Procedure allerdings eine ganz typische Elfman-Komposition. Beide Klangwelten kommen, obgleich in einem neuen Kontext eingesetzt, doch sehr vertraut vor. Bei Elfman ist es das Spiel von Glockenspiel, Xylofon und Klavier sowie das synthetische Fundament. In Bezug auf den Glass-Einfluss sind die Streicherostinati und das Spiel der Holzbläser bestens aus diversen Filmkompositionen und Konzertwerken des Amerikaners bekannt. So stellt sich zwangsläufig ein wenig die Frage, warum Regisseur Errol Morris nicht gleich wieder auf die Dienste von Philip Glass zugegriffen hat, anstelle Danny Elfman eine Musik im Stile des Minimalisten schreiben zu lassen.

Paradoxerweise ist die Kombination beider Klangsprachen überraschend, die Klangsprachen selbst sind es aber nicht. Das Resultat wirkt deshalb auch viel weniger frisch oder gar originell, als sich möglicherweise erwarten ließe. Das passable Hauptthema (ganz im Glass-Idiom gehalten) und die sorgfältige Instrumentierung können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Vertonung über weite Strecken allein eine zurückhaltende, mitunter auch monotone Klangkulisse für die menschenverachtenden Folterszenen der Dokumentation bildet, darüber hinaus aber nur wenig Aufmerksamkeit auf sich selbst lenkt. Unterm Strich steht damit eine ordentliche, durchaus gut gemachte Filmmusik, die ohne Bilder allerdings kaum zu begeistern vermag.