Sinbad – Legend of the Seven Seas – Harry Gregson-Williams

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Sinbad, der Herr der sieben Meere, ist eine der beliebtesten Figuren der berühmten Märchen aus 1001 Nacht. Kein Wunder also, dass mit dem Zeichentrick Sinbad – Herr der sieben Meere nun eine neue, leicht modernisierte Variante der unverwüstlichen Geschichte in die Kinos kommt. Für die Musik wurde erneut Harry Gregson-Williams engagiert, der zusammen mit John Powell bereits die Vertonungen der Animationsfilme Antz, Chicken Run – Hennen Rennen (2000) und Shrek (2001) für das Dreamworks-Studio geschaffen hat. Da sich Powell allerdings aus der gemeinsamen Zusammenarbeit inzwischen zurückgezogen hat, entstand Sinbad diesmal im Alleingang von Gregson-Williams.

Dieser hat eine üppige sinfonische Filmmusik für Orchester und Chor (Metro Voices) komponiert, die in der Tradition der oben bereits genannten Partituren steht. Dass das Märchenabenteuer aus dem Orient trotz moderner Züge naturgemäß ein weitaus konventionellerer Stoff ist als beispielsweise Shrek merkt man zwangsläufig auch der Musik an. Das pfiffige Zitatenreichtum und der furiose Genrecocktail der Vorgänger bleiben hier aus. Die komödiantischen Anteile spielen eine kleinere Rolle und deshalb gibt es auch weniger zeichentrick-typisches Mickey Mousing, also die musikalische Dopplung des auf der Leinwand gezeigten, zu hören.

Stattdessen schwelgt die Komposition in kräftigen Fanfaren, rasanter Orchesterdramatik, romantischen Melodiebögen und rauschenden Chorälen. Das heroische Heldenthema für Sinbad und das Liebesthema für die Romanze zwischen ihm und Marina bilden die Säulen der Musik. Zwar sind beide recht ordentlich geraten, doch dem Charme und Pfiff der Themen aus Shrek und Chicken Run können sie leider nicht ganz das Wasser reichen. Zum Teil hat Gregson-Williams recht eng an den Temp-Tracks entlangkomponiert: James Newton Howards Ouvertüre aus The Postman („Lighting Lanterns“) und Maritimes à là Waterworld („Marina’s Love“) klingen zum Beispiel an. Darüber hinaus überrascht das Fehlen jeglicher Einflüsse arabischer Folklore und das dezente Einbinden elektronischer Beats („Is it the Shore or the Sea?“) in den Actionstücken. Sei es drum. Dem Hörspaß tut das keinen Abbruch.

Eine Bewertung von Sinbad gestaltet sich letztlich schwierig. Durch die Nähe zu den Vorgängermusiken und den Temp-Tracks lässt sich hier kaum von einer wirklich eigenständigen oder charismatischen Filmmusik sprechen. Als reines Höralbum macht Sinbad allerdings eine gute Figur und überzeugt mit gut fließender, abwechslungsreicher Sinfonik von beträchtlichem Unterhaltungswert. Gerade Filmmusik-Neulinge, die die Vorbilder von Korngold bis hin zu Prokofiev noch nicht kennen, kommen hier voll auf ihre Kosten. Aber auch Kenner dürften mit Sinbad als netten Hörspaß für zwischendurch ihre Freude haben.