Pinocchio – Nicola Piovani

Veröffentlicht von

Bevor Roberto Benigni mit der fabelhaften Tragikkomödie Das Leben ist schön 1998 seinen internationalen Durchbruch als Regisseur und Schauspieler feierte, war der Italiener mehr als grimassenschneidernder Komödiant und unsägliche Nervensäge denn als ernstzunehmender Regisseur bekannt. Erst mit der mutigen wie sensiblen Holocaust-Komödie wurde er über Nacht zum größten italienischen Filmstar seit Fellini und Visconti. Inzwischen muss allerdings schon die Frage erlaubt sein, ob es sich bei diesem Erfolg nicht nur um eine Eintagsfliege gehandelt hat.

Denn für seine neuste Produktion, eine weitere Verfilmung des berühmten Kinderbuches Die Abenteuer des Pinocchio von Carlo Collodi – in seiner Heimat ein großer Publikumshit, hagelte es auf internationaler Bühne fürchterliche Verrisse. Während der Film in Italien 6 Nominierungen für die David di Donatello-Auszeichung erhielt, wurde er in Amerika sechsfach für die goldene Himbeere vorgeschlagen. Benigni gewann den zweifelhaften Preis in der Kategorie für den miesesten Hauptdarsteller des Jahres. Ob Pinocchio wirklich eine derartige cineastische Katastrophe ist, wie manche Kritiken vermuten lassen oder der italienische Kinopublikum mehr Recht hat, muss wohl jeder selber entscheiden.

Nicola Piovanis Vertonung bietet – und da mag man durchaus skeptisch mit der Stirn runzeln – eine Fortführung seiner oscarprämierten Filmmusik zu Das Leben ist schön. Erneut wechseln sich sentimental-melancholische Streicherlinien mit komödiantisch-rhythmischen Passagen ab. Wiederum verzieren Holzbläser, Klavier und Akkordeon die Instrumentierung. Dabei verwundert schon, wie wenig sich Piovani von seinen früheren Arbeiten entfernt. Handwerklich gibt es jedoch wenig zu meckern. Das schöne nostalgische Hauptthema, an Zirkusmusik erinnernde Stücke wie „The Puppet“ und kleinere pfiffige Motive wissen den Mangel an Originalität recht gut zu kaschieren.

So erweist sich Pinocchio nach mehrmaligem Hören als charmantes, gut fließendes Höralbum. Einziger Schwachpunkt ist das von Roberto Benigni selber gesungene Lied „Pinocchio’s Song“, welches vor allem das kaum vorhandene Gesangstalent des Italieners offenbart. Wer bereits mit Das Leben ist schön wenig anfangen konnte, wird auch an Pinocchio keinen Gefallen finden. Liebhaber traditioneller italienischer Kinosinfonik kommen hier hingegen voll auf ihre Kosten.