Nirgendwo in Afrika – Niki Reiser

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Große Filmmusik wurde in Deutschland schon lange nicht mehr geschrieben. Und es gibt auch keinen Filmkomponisten, dem man dies so recht zutrauen möchte. Zu wenige Projekte erlauben ambitionierte Vertonungen und kaum einer erhält über Jahre hinweg kontinuierlich Aufträge, über die er sein Talent weiterentwickeln könnte. Einer der wenigen jungen Komponisten, die zu einer Konstante in der deutschen Filmlandschaft geworden sind, ist Niki Reiser. Seinen Durchbruch hatte er mit Caroline Links Jenseits der Stille (1996). Die zugehörige Soundtrack-CD verkaufte sich nicht nur prächtig, sondern verschaffte ihm in Folge auch volle Auftragsbücher.

Das im Hype um den Herrn der Ringe und Harry Potter Weihnachten 2001 leider etwas untergegangene, aber später mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film prämierte Afrikadrama Nirgendwo in Afrika ist bereits die dritte Zusammenarbeit Reisers mit der Regisseurin Link. Ähnlich wie Maurice Jarre in Ich träumte von Afrika (1999) verknüpft Reiser seine elegische Komposition mit afrikanischer Percussion und Folkloreliedern. Trommelrhythmen und Gesänge überlagern immer wieder effektvoll die eleganten Streicherlinien. Die Mischung ist ihm vorzüglich gelungen. Beide musikalische Welten harmonieren prächtig. Auch wenn die Musik sich über weite Strecken sehr zurückhaltend und melancholisch präsentiert, sind Reiser ein paar schöne Melodien und Motive gelungen.

Schade nur, dass er wie schon bei Kalt ist der Abendhauch (2000) kaum mit dem Themenmaterial arbeitet. Bei einer knappen Stunde Laufzeit mangelt es der Komposition doch etwas an Abwechslung, schleichen sich einige Redundanzen ein. Es sind die schönen Melodien, die Nirgendwo in Afrika trotz dieser Schwäche zu einer hörenswerten Filmmusik machen. Man hört deutlich, wie sehr sich Niki Reiser seit Jenseits der Stille weiterentwickelt hat. Sein Name bleibt einer derjenigen, die man sich merken muss.