Nim’s Island – Patrick Doyle

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Am besten ist Patrick Doyle immer dann, wenn er in einer Filmmusik sein melodisches Talent zeigen kann – etwa bei Kinderfilmen wie A little Princess, den Shakespeare-Vertonungen seines Freundes Kenneth Branagh oder epischen Dramen wie Indochine. So besticht auch der neueste Streich des Schotten, die Vertonung des Fantasy-Abenteuers Insel der Abenteuer – Nim’s Island, mit einer reizvoll orchestrierten Sinfonik, die die unverkennbare Handschrift des Komponisten trägt. Dem Hörer begegnet eine in der Tonsprache wohlvertraute, ausgewogene Mischung aus romantischen, mitunter verspielten Streichermelodien, leichtfüßigen Scherzi, Mickey Mousing und robusten Actionstücken.

Doch wo immer man hier auch hinhört, hört man zu viel Bekanntes: Ob nun in den Harmonien, der Orchestrierung oder der Struktur – besonders frisch oder inspiriert wirkt Nim’s Island nicht. Viel mehr rekapituliert Doyle die ein oder andere Filmmusik aus dem eigenen Schaffen. Deutlich wird dies vor allem (aber nicht ausschließlich) in den meist von einfachen Streicherostinati und Schlagwerkrhythmen bestimmten Actionsequenzen, die zusammen mit den Einsätzen der Blechbläser immer wieder an Vergleichbares aus Musiken von Frankenstein (1994) bis hin zu The last Legion (2007) denken lassen. Aber auch das schmachtende Spiel der Celli, die Begleitstimmen von Klavier, Harfe und Celesta kennt man in ganz ähnlicher Form aus früheren Doyle-Musiken.

So entsteht schnell der Eindruck einer von erprobten Vertonungslösungen getragenen Routinearbeit, die zwar in bewährter Doyle-Manier kurzweilig und abwechslungsreich unterhält, dabei aber kein echtes Eigenleben entwickelt. Maßgeblichen Anteil daran haben auch die überraschend unscheinbaren Themen, die zwar mit wiederholten Hördurchgängen etwas griffiger werden und die Doyle auch ordentlich variiert, aber kaum zu seinen besten melodischen Einfällen zählen. So erscheint die Insel der Abenteuer musikalisch etwas durchwachsen. Klangschöne Teile wie das charmante, luftige Titelstück „Nim’s island“ stehen für den Patrick Doyle „wie man ihn kennt und liebt“. Doch über weite Strecken überwiegt die handwerkliche Routine.