Les Choristes – Bruno Coulais

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Monsieur Mathieu und seine Schhüler
Monsieur Mathieu und seine Schüler

Erfolg macht oftmals skeptisch. So auch im Falle des Kinohits Les Choristes – Die Kinder des Monsieur Mathieu, der in Frankreich dieses Jahr rund 7 Mio. zahlende Zuschauer in die Kinos lockte. Das Remake von Der Nachtigallenkäfig aus dem Jahr 1945 erzählt die Geschichte eines arbeitslosen Komponisten, der Ende der 40er Jahre eine Stelle in einem Internat für schwer erziehbare Jungen annimmt und mit Menschlichkeit gegen die starren und strengen Erziehungsmethoden der Schule ankämpft. Er gewinnt nach und nach die Herzen seiner rebellischen Schüler, indem er mit ihnen einen Chor gründet und die Freude am Singen weckt. Das eher altmodische Erzählkino stieß hierzulande auf wenig Gegenliebe. Die nette Harmlosigkeit des Films mit ihrem fehlenden politisch-sozialen Anspruch und zahlreichen Klischees wurde zum Gegenstand des eher negativen Presseechos.

Tatsächlich mag man kaum glauben, dass vernachlässigte, widerspenstige Schüler durch ein wenig Singsang zu zähmen sind. Und auch das Vorhandensein mancher Klischees und stereotyp gezeichneter Figuren lässt sich durchaus bestätigen. Wer jedoch darüber hinwegsehen kann, wird vom Exportschlager aus Frankreich zwar ohne Tiefgang, dafür aber charmant, sympathisch und mit einigem Witz unterhalten. Die guten Darsteller und die erlesene Kameraarbeit belohnen den Kinobesuch zusätzlich und werfen zwangsläufig die Frage auf, ob man ein nettes Unterhaltungskino, wie es Die Kinder des Monsieur Mathieu bietet, tatsächlich derartig an den Pranger der Kritik stellen muss.

Monsieur Mathieu und seine Schüler
Monsieur Mathieu und seine Schüler

Integraler Bestandteil des Films ist seine Musik, die eine tragende Funktion einnimmt. Der zuständige Komponist, Bruno Coulais (Die purpurnen Flüsse (2000)), konnte sich in den letzten Jahren mit einer ganzen Reihe populärer Musiken immer mehr ins Bewusstsein der Filmwelt drängen. Seine neue Arbeit knüpft stilistisch an Himalaya (1999) und Die Nomaden der Lüfte (2001) an. Wie bei diesen Musiken stehen auch bei Les Choristes die Vokalanteile charakteristisch im Vordergrund. Dabei integriert er die Chorlieder des Filmes (für die Regisseur Christophe Barratier die Texte beisteuerte) effektvoll in den filmmusikalischen Kontext, so dass die Übergänge zwischen Sourcemusik und Vertonung ein ums andere Mal fließend sind. Die einfachen, aber sehr eingängigen Melodien der Lieder, durch die ein Hauch wehmütiger Nostalgie weht, drücken der Musik ihren Stempel auf. Für den sinfonischen Rahmen sorgen Streicher, Holzbläser, Harfe, Celesta und Klavier. Gelegentlich steuert der Chor auch einen dezenten märchenhaften Elfman-Touch à là Edward mit den Scherenhänden (1989) bei, der besonders in „L’arrivé à l’école“ hervorscheint. Als netten Abschluss gibt es im letzten Track das Vorsingen aus dem Film (inkl. Dialogen) zu hören.

Insgesamt handelt es sich um eine stimmige, im Film sehr effektvolle Vertonung, die in Frankreich wie der Film zum Hit wurde. Die große Eingängigkeit der Musik mit ihren einschmeichelnden Melodien und den rührigen Gesängen wirkt mitunter dann aber doch etwas zu gefällig und anbiedernd. Gerade das mehrmalige Hören offenbart die Grenzen in der kompositorischen Gestaltung. Für ein schönes, gut gemachtes Filmsouvenir reicht es aber allemal.