Interview James Dooley

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Der New Yorker James Dooley gehört zu der jungen Garde aufstrebender Filmkomponisten in Hollywood. Als Media Ventures-Mitglied (seit 1999) half er bereits bei einer Reihe von Großprojekten wie Gladiator, Fluch der Karibik und zuletzt dem Kinoabenteuer von Wallace & Gromit aus. An eigenen Kompositionen hat Dooley bereits eine Vielzahl von Kurzfilmen, Dokumentationen und Trailer vertont. Zuletzt erschien von ihm Mars: Underground auf CD. Zusätzlich steuerte er zu Wallace & Gromit Musik bei und vertonte den animierten Vorfilm A Christmas Caper, der auf den Charakteren aus Madagascar basiert.


Mike Rumpf interviewte den jungen Komponisten zum Kinostart von Wallace & Gromit.

Mr. Dooley, Sie haben Komposition unter so berühmten Lehrern wie Elmer Bernstein, Christopher Young und Leonard Rosenman studiert. Wie haben diese Komponisten ihre Karriere beeinflusst?

Ich habe viel von ihnen gelernt und ihre Einflüsse auf meine jetzige Musik sind sehr weitreichend. Ich habe die Bedeutung des melodischen Schreibens und der Orchestrierung von ihnen gelernt. Sie brachten mir bei, wie die Form des Filmes die musikalische Struktur diktiert. Christopher Young zeichnete sich zum Beispiel darin aus, seine Musiken mitzunehmen und uns dann Hörproben vorzuspielen. Dadurch war ich in der Lage, sehr spezifische musikalische Fragen zu realen Stücken zu stellen. Es gibt keinen besseren Weg zu lernen als über echte Scores zu reden.

Sie haben kürzlich den Kurzfilm „A Christmas Caper“ vertont. Können Sie uns etwas über dieses Projekt erzählen? Wie viel Zeit stand Ihnen zur Verfügung und wie haben Sie sich dem Stoff angenähert?

Ich habe die Musik vor und nach der Arbeit an Wallace & Gromit geschrieben. Die Thematik war nach der Arbeit an Madagascar sehr klar. Ich wusste, was die Produzenten wollten, und der Ton der Musik war bereits vorgegeben. Da der Film in der Weihnachtszeit spielt, wurde ich zusätzlich gebeten, einige klassische Weihnachtslieder zu verwenden, um den richtigen Ton zu treffen.

Sie haben auch Musik für das neue „Wallace & Gromit“-Abenteuer geschrieben. Der Film hat fünf ausgewiesene Komponisten. Was für einen Anteil hatten Sie an der Musik? „Wallace & Gromit“ ist ein typisch britischer Stoff. Wie hat dies die Vertonung beeinflusst?

Ich dachte, es würde sehr schwierig werden, eine britische Komödie und den musikalischen Stil hinzukriegen. Doch das war nicht der Fall. Ich hatte bereits die Musik von Elgar und Vaughan-Williams studiert und das hat mir sehr geholfen. Am Ende haben wir viele Bläserband-Arrangements und ähnliches verwendet, um die Atmosphäre des Filmes zu treffen. Wer die Tragikomödie Brassed Off – Mit Pauken und Trompeten gesehen hat, wird verstehen, was ich meine. Wallace & Gromit ist zum Teil auch eine sehr subtile Komödie, so dass eine interessante andersartige Annäherung notwendig war. Es war wunderbar, mit britischen Musikern in britischen Hallen aufzunehmen. Einen Tag lang waren wir im Abbey Road-Studio um die Blechbläser einzuspielen. Edward Elgar ist der erste Komponist gewesen, der in diesen Studio Aufnahmen gemacht hat. Und ich denke, dass der Klang dieses Raumes den Score bereichert hat.

Sie haben sehr viel Musik für Kurzfilme, Dokumentationen und Trailer geschrieben. Solche Musik wird selten auf CD veröffentlicht. Stört Sie das?

Das stört mich nicht so sehr. Ich bin dabei, eine CD mit kürzeren Stücken zusammenzustellen, um Musik der Kurzfilme veröffentlichen zu können. Ich glaube, dies könnte recht interessant werden.

Als Mitglied von Media Ventures haben Sie an großen Projekten wie „Gladiator“, „The Ring“ und „Pirates of the Carabbean“ mitgearbeitet. Wie verläuft dabei der Arbeitsprozess? Müssen Sie spezielle Szenen vertonen oder ist es vielmehr ein Teamwork, bei dem verschiedene Komponisten zusammen an einem Stück arbeiten?

Der Ablauf kann sehr variieren. Manchmal arbeiten wir zusammen an einem Stück, manchmal nicht. Zum Beispiel starteten manche Komponisten bei Pearl Harbor mit Klavier-Parts, die sie dann orchestrieren mussten. Bei The Ring haben viele Stücke Themen von Hans Zimmer verwendet. Für das Pferderennen war dann aber Musik notwendig, die nicht auf dem existierenden Material basierte.

Wenn man sich die Audio-Samples auf Ihrer offiziellen Homepage anhört, bemerkt man eine Vielzahl unterschiedlicher Projekte und Stile. Haben Sie einen speziellen Favoriten, den Sie gerne auf CD veröffentlicht sehen würden?

Ich habe einen Kurzfilm namens Untitled 003: Embryo [aus dem Jahr 2002; die Red.] vertont. Ich mag diesen Score sehr und hoffe ihn eines Tages orchestrieren und ordentlich aufnehmen zu können. Es war einer der ersten Filme, die ich hier im Studio gemacht habe. Er hat auf Festivals viele Preise gewonnen, aber kaum einer kennt die Musik.

Viele Filmkomponisten werden von Produzenten in eine bestimmte Schublade bezüglich Genre und Stil gesteckt. Werden Sie häufig von Produzenten gefragt, im typischen Media Ventures-Stil zu schreiben und wenn ja, ärgert sie das?

Das hängt sehr vom Projekt ab. Momentan komponiere ich für einen Animations-Film [Impy’s Island; die Red.]. Das ist sehr weit weg von dem was die meisten als diesen ‚Stil’ bezeichnen würden. Manchmal wird man danach gefragt, aber ich versuche mehr und mehr davon wegzusteuern. Es wurde zum Beispiel beim „Main Title“ zu Socom 3: US Navy Seals von mir verlangt, und der Rest des Scores ist stilistisch sehr weit von diesem Stück entfernt. Ich würde sagen, dass es in diesen Tagen weitaus seltener passiert, ohne dass es aber unterschiedlichere Typen von Filmen und folglich Musiken gäbe.

Können Sie sich vorstellen, eines Tages für den Konzertsaal zu schreiben oder ziehen Sie Filmmusik vor?

Ich habe eine ganze Weile keine Konzertmusik mehr geschrieben. Ich plane aber, Suiten von meinen Musiken zu arrangieren, die dann im Konzertsaal gespielt werden können. Derzeit habe ich mit Mars: Underground angefangen, um zu sehen, ob es funktioniert. Es ist auch möglich, dass ich in naher Zukunft für den Konzertsaal arbeiten werde. Es gibt ein paar Stücke, die ich nie fertiggestellt habe, die für den Konzertsaal gedacht sind.

Haben Sie ein Traumprojekt oder gibt es eine Musik, die Sie gerne vertont hätten?

Eine meiner liebsten Filmmusiken ist Georges Delerues Joe vs. The Volcano. Dieser Score hat ein wundervolles Thema. Sehr magisch! Es lässt Dich an die Macht der Musik glauben.

Mr. Dooley, Vielen Dank für das Interview.