Hero – Tan Dun

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Yimou Zhangs Hero ist ein Historienepos und Martial-Arts-Spektakel, angesiedelt im alten China des dritten Jahrhunderts vor Christus. Es geht um die Staatsgründung, den ersten Kaiser, den Bau der Chinesischen Mauer und natürlich auch die erste Diktatur. Zhangs bildgewaltiger und üppig ausgestatteter 30-Millionen Euro-schwerer Film war in seiner Heimat ein Publikumsmagnet, stieß international aber auf ein geteiltes Echo. Man warf Zhang bei aller visueller Brillanz vor, den Gründungskaiser Quin zur heldenhaften Legende zu verklären. Die Filmmusik von Tan Dun bewegt sich hörbar auf den Spuren seiner oscar-gekrönten Arbeit zu Tiger & Dragon (2000). Beide Partituren sind fest in der fernöstlichen Folklore verwurzelt. Typische asiatische Harmonien und die rhythmische, die Choreographie der Kampfszenen zelebrierende, Perkussion, erklingen in beiden Musiken nahezu identisch. Den Cellosoli Yo-Yo Mas steht in Hero das Violinspiel Itzak Perlmans gegenüber. Allein der Männerchor der chinesischen Philharmonie gibt der Musik eine neue, feierlich-archaische Komponente. Das Hauptthema steht ebenfalls in enger Verwandtschaft mit dem aus Tiger & Dragon, besitzt aber nicht ganz dessen Einprägsamkeit.

Die Parallelen zwischen den beiden Kompositionen stellen einen Schwachpunkt von Hero dar, sind aber als Ergebnis der Ähnlichkeit der Inszenierungen kaum überraschend. Beide Produktionen sind eine Zeitreise in das alte China und von durchchoreographierten Martial-Arts-Szenen durchsetzt. Deshalb verwundert es kaum, dass die musikalische Antwort Tan Duns auf die jeweilige Vorlage nur geringe konzeptuelle Unterschiede aufweist.

Eine Bewertung der Hero-Musik fällt letztlich schwer. Sie steht merklich im Schatten des Vorbildes. Deshalb wäre auch eine schwächere Bewertung durchaus vertretbar. Doch die exzellente handwerkliche Machart, die erneut enormen Hörqualitäten und die schöne Aufnahme heben die Veröffentlichung dann doch auf 4 Sterne. Wer schon Tiger & Dragon mochte, kann hier unbesorgt zugreifen. Zwar handelt es sich um keine wirklich gleichwertige CD, dafür aber trotzdem um eine klangschöne wie reizvolle Filmmusik.