Enemy at the Gates – James Horner

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Acht Jahre nach dem Joseph Vilsmaier (Marlene) 1994 die Schlacht um Stalingrad in einem dreistündigen Epos verfilmt hat, erschien dem französischen Regisseur Jean-Jacques Annaud (Sieben Jahre in Tibet) die Zeit reif für eine neue Version. Anders als Vilsmaier konzentriert sich Annaud in Duell – Enemy at the Gates auf das historisch verbürgte Duell zweier Scharfschützen, dem Major König (Ed Harris) auf deutscher und dem jungen Soldaten Wassilij Saizew auf russischer Seite.

Das 180-Millionen Mark teure Spektakel war der Eröffnungsfilm der Berlinale und fiel dort beim Premierenpublikum gnadenlos durch. Kein gutes Haar wurde an der europäischen Produktion gelassen, der vorgeworfen wurde, die Schlacht an der Wolga, bei der zwei Millionen Menschen gefallen sind, mit ihrem opulentem Hollywoodkino zu verharmlosen. Immer wieder wurde auch das schwülstige Pathos der Filmmusik von James Horner kritisiert.

Der Titanic-Komponist hatte mit Annaud bereits beim Mittelalterkrimi Der Name der Rose (1982) zusammengearbeitet. Seine Musik ist eine gewaltige, epische Partitur für großes Orchester mit Frauen- und Männerchor. Weit über siebzig Minuten orchestraler Bombast mit wuchtigen militärischen Rhythmen, wortlosen Chorälen und ruhigen Passagen spätromantischer Prägung machen deutlich, dass weniger musikalische Zurückhaltung als epischer Atem bei der Vertonung im Vordergrund stand.

Es gibt ein Wiedersehen mit zahlreichen alten Bekannten: Neben Horners eigenen Musiken von Willow bis Braveheart, denen er immer wieder Motive entnimmt, lassen einmal mehr Prokofiev und Shostakovich grüßen. Ein Klau ist besonders unverschämt: Das Liebesthema von Enemy at the Gates ist fast eine 1:1-Kopie des Hauptthemas aus Schindlers Liste von John Williams. Horner macht sich dabei kaum die Mühe, die Harmonien zu verändern.

Bei aller Kritik an der Musik, muss man ihr jedoch zugestehen, recht solide Unterhaltung zu bieten. Ein paar schöne Motive schüttelt Horner allemal aus dem Ärmel und der Einsatz der Chöre ist ihm durchaus gut gelungen. Dennoch ist Enemy at the Gates eine Filmmusik, die man seinem Komponisten ein bisschen übelnimmt. Zu sehr ist Schindlers Liste noch in den Ohren, als das man über das Plagiat einfach hinwegsehen könnte. Immerhin hat die von Sony Classical veröffentlichte CD als Höralbum durchaus ihre Qualitäten. Leider reicht das nicht aus, um sie über den Durchschnitt zu heben.