Devotion – Erich Wolfgang Korngold

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Die Bronté-Geschwister haben im 19. Jahrhundert eine Reihe berühmter Romane wie Jane Eyre oder Wuthering Heights – Die Sturmhöhe geschrieben. Devotion ist eine Filmbiographie über ihr Leben und filmhistorisch wohl kaum mehr als eine Fußnote wert. Statt einem faszinierenden Gesellschaftsportrait bot der Film (den Kritikerstimmen zufolge) nicht nur eine verkitschte und trivialisierte, sondern auch stark verfälschte Darstellung des Lebens der drei Brontés. Die Warner Studios hatten mit Devotion gehofft, an den Erfolg der Goldwyn-Studios mit Wuthering Heights von 1939 anknüpfen zu können. Man erkannte jedoch schnell den potentiellen Flop und brachte Devotion erst im April 1946 mit drei Jahren Verspätung in die Kinos. Die neue Marketingstrategie war geradezu absurd: Sie versuchte den Film als Erotikdrama zu verkaufen. Doch auch das half nicht: Das Melodram scheiterte bei der Kritik gleichermaßen wie beim Zuschauer.

Die Qualität des Filmes steht im krassen Gegensatz zu der seiner Musik, die von Erich Wolfgang Korngold komponiert wurde. In der Anfangszeit seiner Hollywoodkarriere hatte dieser hauptsächlich Abenteuerspektakel wie The Sea Hawk und The Adventures of Robin Hood vertont und sich mit ihnen einen hervorragenden Ruf geschaffen. Anfang der 40er Jahre wurde diese Art von Filmen jedoch immer seltener produziert und Filme, die den 2. Weltkrieg thematisierten, genossen eine größere Popularität. Korngold komponierte deshalb hauptsächlich für Kostümfilme und Melodrame, die besser seiner opernhaften Musikdramaturgie entsprachen. Da er in der privilegierten Lage war, sich Projekte auszusuchen zu können, fiel seine Wahl 1943 auf die Filme The Constant Nymph und eben Devotion.

Obwohl Korngold früh erkannte, dass Devotion kaum ein guter Film werden würde, schrieb er dennoch eine meisterhafte Partitur, die sich in ihrer Vielfalt dem Hörer erst nach mehrmaligem Hören erschließt. Die außergewöhnliche Komposition begeistert durch ihre große Themenzahl und atmosphärische Dichte. Das Hauptthema, das im „Main Title“ vorgestellt wird, und die Leitthemen für die Geschwister sind hier besonders hervorzuheben. Die Geschichte einiger Themen ist dabei ähnlich spannend wie die der Musik selbst. Während manche aus den Filmmusiken zu Anthony Adverse und Captain Blood stammen, fand z.B. das Charlotte-Thema später in seinem dritten Streichquartett Verwendung. Eine genaue Analyse dieser Referenzen findet sich im ausführlichen wie hochinteressanten Begleittext von Brendan G. Carroll, Autor der lesenswertem Korngold-Biographie „The Last Prodigy“ [2].

Devotion ist eine wunderschöne, spätromantische Komposition, die zu den Höhepunkten des Golden Age zählt. Das bewährte Team Morgan/Stromberg hat auch diese Musik akribisch rekonstruiert und mit den Moskauer Sinfonikern eine vorbildliche Einspielung vorgelegt.


[1] Korngold-Society

[2] The Last Prodigy : A Biography of Erich Wolfgang Korngold by Brendan G. Carroll
(Hardcover – October 1997)