Alles auf Zucker! – Niki Reiser

Veröffentlicht von

Den in der Schweiz geborenen Niki Reiser (Nirgendwo in Afrika) verbindet mit dem Regisseur Dani Levy mittlerweile eine langjährige, freundschaftliche Zusammenarbeit, in der gemeinsame Projekte wie die Dramen Meschugge, Stille Nacht und Väter entstanden. Deshalb war es auch selbstverständlich, dass Reiser das neueste Filmprojekt seines Freundes vertonen würde: die Komödie Alles auf Zucker! um eine zerstrittene jüdische Familie, die durch die Totenwache für die verstorbene Mutter über zahlreiche Komplikationen wieder zueinander findet.

Niki Reisers Musik greift auf seine Erfahrung mit der Klezmer-Kombo Kol Simcha (Gripsholm), als deren Mitglied er bereits in den 80er Jahren durch Europa tourte, zurück. Dementsprechend stehen jazzige Big Band-Stücke im Stil der jüdischen Folklore im Mittelpunkt der Komposition. Während einige davon stark im typischen Klezmer-Stil mit Akkordeon, Bass und Klarinette gehalten sind, setzt Reiser überraschenderweise auch eine Reihe orientalischer Harmonien ein. So weht durch den Big Band Sound von „Samuel und seine Familie“ ein kleiner Hauch Lawrence von Arabien. Reiser zeigt ein gutes Händchen mit den folkloristischen Stücken; Seine Arrangements bedienen natürlich genregemäß gewisse Klischees, wirken aber keinesfalls abgedroschen – sondern durchweg pointiert und elegant.

Da die Handlung des Filmes in den neuen Bundesländern spielt, wird die recht kurze Originalmusik (nur knapp 18 Minuten) um DDR-Schlager der 80er Jahre ergänzt. Während seichte Lieder wie „Damals“ von Bärbel Wachholz und „Es kommt so oder so“ von Olaf Berger eher ins schaurige Kuriositätenkabinett gehören, beweist die nachdenkliche Ballade „Als ich fortging“ von Karussell, dass auch in der DDR durchaus gute Musik geschrieben wurde. Ein weiteres Highlight der Source-Stücke stellt das feine elfminütige „Tales of the Sahara“ mit seinen spannenden orientalischen Rhythmen dar.

Insgesamt bietet Alles auf Zucker! pfiffige, launische Filmmusik-Unterhaltung – nicht auf dem Niveau von Jenseits der Stille oder Nirgendwo in Afrika zwar – aber trotzdem nett. Niki Reiser untermauert einmal mehr seinen Anspruch als talentierter, vielseitiger Komponist, der sich in verschiedenen Genres heimisch fühlt. Fazit: Eine sympathische CD für zwischendurch.